Dr. med. Katharina Larisch
Rauchen ist die häufigste vermeidbare Todesursache in den Industrieländern. In Deutschland sterben jährlich 110.000 bis 140.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Das sind etwa 300 bis 400 Menschen täglich!
Obwohl die Gesundheitsgefahr, die vom Rauchen ausgeht, seit langem bekannt ist, greifen nach wie vor unzählige Menschen zu Zigaretten & Co. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, 2009) rauchen in Deutschland rund 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung - das entspricht ungefähr 20 Millionen Menschen. In allen Altersgruppen rauchen mehr Männer als Frauen, und sie rauchen mehr Zigaretten. Aber das weibliche Rauchverhalten hat sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker dem der Männer angenähert, vor allem in den neuen Bundesländern. Der Anteil der Raucherinnen in der weiblichen Bevölkerung in Deutschland liegt derzeit bei 26 Prozent. Weltweit nimmt der Prozentsatz rauchender Frauen immer noch zu. Dagegen ist bei Männern seit vielen Jahren ein kontinuierlicher Rückgang der Raucherzahlen zu beobachten. Die männliche Raucherquote beträgt im Moment 34 Prozent. 85 Prozent der Raucherinnen und Raucher in der Gesamtbevölkerung rauchen regelmäßig, weitere 15 Prozent gelegentlich. Auch der soziale Status beeinflusst das Rauchverhalten. Frauen und Männer mit akademischen Berufen rauchen seltener als Angehörige anderer Berufsgruppen. Geschiedene rauchen mehr als verheiratete oder ledige Menschen. Und arbeitslose Frauen und Männer greifen häufiger zur Zigarette als Erwerbstätige.Es erkranken jährlich weitaus mehr Männer (35.000) als Frauen (15.000) an Lungenkrebs. Aber: Bei Männern nimmt die Zahl der Lungenkrebsfälle wieder ab; bei Frauen steigt die Rate immer noch an - weil bei ihnen auch der Zigarettenkonsum zunimmt
Bei Jugendlichen liegt Nichtrauchen dagegen im Trend: Im Jahr 2008 rauchten so wenige Jugendliche in Deutschland wie nie zuvor, ergab die Drogenaffinitätsstudie der BZgA. Die Rauchquote bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen entspricht mit 16 Prozent in etwa dem Anteil bei den gleichaltrigen Jungen (15 Prozent). In dieser Altersgruppe lag die Raucherquote im Jahr 2001 noch bei 28 Prozent, ging auf 23 Prozent in den Jahren 2003 und 2004 zurück und sank im Jahr 2005 weiter auf 20 Prozent.
In Schnitt rauchen Jugendliche mit 13,7 Jahren zum ersten Mal in ihrem Leben. Der Beginn des täglichen Rauchens liegt derzeit bei durchschnittlich 16 Jahren.
Der Anteil der Jugendlichen, die noch nie geraucht haben, nahm zu. Im Jahr 2008 lag er bei 59 Prozent für weibliche Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, bei Jungen in dieser Altersgruppe betrug er 62 Prozent.
Mit dem Alter nimmt bei Kindern und Jugendlichen allerdings sowohl die Regelmäßigkeit als auch die Intensität des Tabakkonsums zu. Das heißt: Je älter, desto mehr und öfter wird zur Zigarette gegriffen. Bei den 18- bis 25-jährigen ist die Raucherquote deutlich höher als bei den jüngeren Jugendlichen. Bei Männern ist seit 1997 eine Abnahme der Raucherquote bis auf 42 Prozent (2008) zu beobachten.
Bei Frauen liegt der Prozentsatz auf einem gleichbleibenden Niveau von 44 Prozent. Der Anteil der 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen, die noch nie geraucht haben, stieg von 22 Prozent im Jahr 2004 auf 25 Prozent 2008.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Alter und Rauchen. Bei Erwachsenen sinkt mit zunehmendem Alter der Anteil der Raucher in den einzelnen Altersklassen: Zum einen schaffen manche im Laufe des Lebens den Rauchstopp. Zum anderen ist bei Rauchern die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate erhöht, was den relativen Anteil der Nichtraucher in höheren Altersgruppen anhebt. In den letzten Jahren sind die Preise für Tabakerzeugnisse stetig gestiegen, und sie werden weiter steigen. Für viele ist das ein Grund, das Rauchen aufzugeben. In den letzten Jahren haben statistisch gesehen immer mehr Raucher aufgehört. Es gibt jedoch einen „harten Kern“, der nicht aufhören kann oder will.
Auch in Bezug auf die konsumierte Tabakmenge ist Raucher nicht gleich Raucher. Männer rauchen mehr Zigaretten pro Tag als Frauen. 37 Prozent der männlichen Raucher konsumieren täglich 20 Zigaretten und mehr, so der Epidemiologischen Suchtsurveys 2006. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten sie als starke Raucher. Dagegen erfüllen nur 23 Prozent der rauchenden Frauen das Kriterium „starke Raucherinnen“.
Diese stark abhängigen „Vielraucher“ sind besonders gefährdet für tabakbedingte Krankheiten wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Das Risiko für diese Krankheiten steigt aber auch mit der Zahl der Jahre, in denen geraucht wurde. Wer über viele Jahre hinweg täglich nur wenige Zigaretten raucht, schadet seiner Gesundheit daher nicht weniger als einer, der über kurze Zeit sehr viele Glimmstängel konsumiert.
In Deutschland wurden im Jahr 2008 rund 88 Milliarden Zigaretten verkauft, das sind 3,8 Prozent (3,5 Milliarden Stück) weniger als im Vorjahreszeitraum. Zudem wurden insgesamt 21.849 Tonnen Feinschnitt verkauft, was eine Reduktion um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausmacht.
Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2008 etwa 22,5 Milliarden Euro für Tabakwaren ausgegeben, das sind 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Tabaksteuer ist für den Bundeshaushalt von allen Verbrauchssteuern die zweitwichtigste Einnahmequelle (nach der Mineralölsteuer). Der Steueranteil betrug 13,6 Milliarden Euro – das war ein Minus von 4,8 Prozent gegenüber 2007.
Die Kosten, die durch tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle entstehen, werden auf bis zu 21 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Von dieser Summe sind etwa ein Drittel direkte Kosten für das Gesundheitswesen, ungefähr zwei Drittel stellen so genannte „indirekte Kosten“ dar, wie beispielsweise Ausfälle bei der Produktion und Frühverrentungen.
Zigarette/Zigarettenrauch – Was drin steckt
Tabak enthält nicht nur Nikotin, sondern unzählige weitere Stoffe. So entstehen beim Verbrennen einer Zigarette mehr als 4800 chemische Substanzen (Gase und feste Partikel). Manche davon dienen nur dazu, dass Zigaretten besser schmecken und sich damit auch besser verkaufen lassen. Wissenschaftler untersuchen Zigaretten und Tabakrauch immer wieder, um herauszufinden, welche Substanzen süchtig machen und welche gefährlich sind. Bislang weiß man, dass mehr als 70 aller Stoffe im Zigarettenrauch gefährlich sind: Sie sind hochgradig giftig und krebserregend (karzinogen) oder stehen zumindest im Verdacht, Krebs zu verursachen. Folgende Substanzen sind besonders gesundheitsgefährlich:
Feste Partikel:
Gase:
Leichte Zigaretten enthalten weniger Nikotin und etwas weniger gesundheitsschädliche Begleitstoffe (z.B. Teer). Das bedeutet aber nicht, dass sie gesünder sind! Denn viele Raucher greifen nach dem Umstieg auf die leichtere Variante häufiger zu den Glimmstängeln oder inhalieren tiefer als vorher, um dadurch ihre gewohnte Nikotinmenge zu bekommen. Die Folge: Sie nehmen im Endeffekt mehr schädliche Begleitstoffe auf als Raucher, die wie gewohnt die „normalstarke“ Zigarettenmarke konsumieren! Aus diesem Grund dürfen Hersteller ihre Zigaretten nicht mehr als „light“ oder „mild“ bezeichnen.
Inhaliert ein Raucher die Stoffe, die beim Abbrennen einer Zigarette entstehen, gerät der Körper möglicherweise unter „oxidativen Stress“. Das heißt: Es entstehen vermehrt sehr reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen. Wissenschaftler vermuten, dass dieser oxidative Stress bei der Entstehung von Krebs, Bronchitis oder Herzkrankheiten eine Rolle spielt.
Zusatzstoffe (Additive) werden zum einen aus technischen Gründen den Tabakwaren beigefügt. Einige Beispiele: Glycerin ist ein Absorptionsmittel und verhindert, dass der Tabak krümelt. Verschiedene Salze geben der Zigarette eine gleichbleibende Brennqualität, und auch im Zigarettenpapier stecken Zusatzstoffe.
Zum anderen dienen manche Additive auch als Geschmacksstoffe: Sie sollen den verschiedenen Zigarettenmarken einen ganz bestimmten, unverwechselbaren Geschmack geben – und damit natürlich auch deren Verkauf ankurbeln. Beigefügter Zucker zum Beispiel karamellisiert beim Abbrennen der Zigarette mit dem Ammoniak, wodurch der Tabakrauch einen weicheren Geschmack bekommt. Menthol und Eugenol (Aroma aus Nelken) werden zugefügt, weil sie schmerzstillend auf die Schleimhäute wirken, wodurch diese vom Zigarettenrauch weniger gereizt werden. Verschiedene Aromastoffe - beispielsweise aus Kakao oder Lakritze - verbessern den Geschmack.
Seit 2004 müssen Tabakwarenerzeugnisse verschärfte Warnhinweise tragen. Verpflichtende Warnhinweise sind „Rauchen ist tödlich“, „Rauchen kann tödlich sein“ bzw. „Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“. Diese müssen 30 Prozent der Vorderseite einer Packung einnehmen.
Daneben muss einer von 14 ergänzenden Warnhinweise mindestens 40 Prozent der Rückseite der Packung bedecken. Mögliche Formulierungen sind hier beispielsweise „Raucher sterben früher“ oder „Rauchen in der Schwangerschaft schadet Ihrem Kind“.
Bei Tabakwarenerzeugnissen, deren Packungen größer als 75 Quadratzentimeter sind, müssen die Warnhinweise mindestens 22,5 Quadratzentimeter auf jeder Seite einnehmen.
Datum: 20. Januar 2011
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