So meistern Sie die Trotzphase – Tipps für Eltern

Alles, was Sie über die Trotzphase wissen müssen
Eben noch das fröhliche Baby, plötzlich ein wütendes Kleinkind, das schreit und um sich schlägt – die Trotzphase kommt überraschend und fordert Eltern und Kind einiges ab. Was passiert in dieser Zeit und wie können Eltern damit umgehen? In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die Trotzphase sowie hilfreiche Strategien, um diese herausfordernde Zeit als Familie zu meistern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Trotzphase zeigt sich durch Wutanfälle, Trotzreaktionen und den Wunsch nach Autonomie.
- Die Trotzphase ist ein Entwicklungsabschnitt, in der Kinder ihre Selbstständigkeit entdecken und Grenzen austesten.
- Geduld, klare Regeln und einfühlsame Begleitung helfen, diese Phase gelassener zu meistern.
Was ist die Trotzphase?
Als „Trotzphase“ wird ein Entwicklungsabschnitt bei Kindern bezeichnet, der zwischen anderthalb und zwei Jahren beginnt und meist mit sechs Jahren beendet ist. In diesem Alter machen Kinder enorme Fortschritte in allen Bereichen: Sie haben üblicherweise zu laufen gelernt, können schon einige Zwei-Wort-Sätze formulieren und essen am Familientisch mit. Und sie beginnen zu verstehen, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind, die eigene Wünsche und Vorstellungen haben.
Diese neu entdeckte Selbstständigkeit führt dazu, dass sie mehr mitentscheiden und Dinge eigenständig tun wollen. Dabei stoßen sie oft an Grenzen – sei es, weil Mama oder Papa den Entdeckerdrang mit einem „Nein“ bremsen oder weil sie motorisch und sprachlich noch nicht alles umsetzen können, was sie vorhaben.
Und so werden Kinder das erste Mal in ihrem Leben mit Gefühlen wie Wut, Frust, Enttäuschung und Traurigkeit konfrontiert. Den Umgang mit solchen starken Emotionen müssen sie erst lernen.
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Die Trotzphase äußert sich vor allem durch heftige emotionale Ausbrüche, die scheinbar aus dem Nichts kommen. Häufiges Stampfen, Schreien, Weinen oder Sich-auf-den-Boden-Werfen sind typische Reaktionen. Manche Kinder beißen oder hauen sogar aus Frustration, andere verweigern strikt das Mitmachen bei alltäglichen Dingen wie Anziehen oder Zähneputzen.
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Trotzen bedeutet, sich einer Sache zu widersetzen, die Stirn zu bieten, eigensinnig zu sein und seinen Unmut anderen gegenüber zu äußern. Es bedeutet aber auch, den eigenen Willen zu vertreten und sich gegen andere durchzusetzen. Dies sind Eigenschaften, die auch Erwachsene besitzen – aber gelernt haben, dabei sachlich zu bleiben. Kleinkinder können ihre Emotionen noch nicht regulieren und lassen ihren Gefühlen dabei völlig freien Lauf. Es geht dabei also nicht um eine bewusste Provokation, sondern um eine entwicklungsbedingte Herausforderung. So anstrengend diese Zeit auch sein mag: Für Kinder ist sie ein wichtiger Entwicklungsschritt. Sie lernen mit negativen Emotionen umzugehen, werden selbstbestimmter, selbstbewusster und trainieren ihr Durchhaltevermögen. All das sind essenzielle Eigenschaften auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Die Trotzphase wird daher heute eher auch als Autonomiephase bezeichnet.
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Die Trotzphase beginnt in der Regel um den zweiten Geburtstag herum – manche Kinder zeigen schon mit etwa eineinhalb Jahren erste Anzeichen, andere erst etwas später. Am intensivsten verläuft diese Entwicklungsphase in der Regel zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr. Gegen Ende des vierten Lebensjahres lassen die heftigsten Trotzreaktionen häufig nach, da Kinder zunehmend in der Lage sind, ihre Emotionen besser zu steuern und sich sprachlich besser auszudrücken. Dennoch kann es auch danach noch zu vereinzeltem Trotzverhalten kommen, besonders in herausfordernden oder frustrierenden Situationen. Mit sechs Jahren ist die Trotzphase meist überstanden.
Wie reagiere ich richtig in der Trotzphase?
Die Trotzphase kann für Eltern eine echte Geduldsprobe sein. Besonders herausfordernd ist es, inmitten eines Wutanfalls ruhig zu bleiben und sich nicht von der eigenen Frustration mitreißen zu lassen. Doch genau das ist entscheidend: Gelassenheit bewahren und lautstarke Reaktionen vermeiden, denn in diesen Momenten braucht das Kind vor allem Sicherheit und Verlässlichkeit. Die folgenden Tipps können dabei helfen, solche Situationen entspannter zu meistern:

Tipps beim akuten Wutanfall
Grundprobleme lösen
Manchmal steckt hinter dem augenscheinlichen Grund für einen Wutanfall ein völlig anderes unerfülltes Bedürfnis. Vielleicht ist die Stimmung auf dem Nullpunkt, weil das Kind in Wirklichkeit hungrig, müde oder einfach nur anlehnungsbedürftig ist. Achten Sie auf entsprechende Signale, um die eigentliche Ursache hinter dem Wutanfall zu erkennen. Dann können Sie dem Kind eine Pause, eine Umarmung oder einen kleinen Snack anbieten, um die Situation zu entschärfen.
Ausprobieren lassen
Ihr Kind möchte im Winter sein Sommerkleidchen tragen und im Sommer den Schneeanzug? Warum eigentlich nicht?! Nicht jede Idee muss mit einem „Nein“ ausgebremst werden. Geben Sie ihm die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen und herauszufinden, dass ein Kleidchen bei Kälte wenig hilft und ein Schneeanzug an heißen Tagen unangenehm ist. Solche Erfahrungen fördern die Entwicklung Ihres Kindes und können dazu führen, dass sich ähnliche Diskussionen in Zukunft von allein lösen. Überlegen Sie auch, ob Ihre eigenen Erziehungsmuster eine Rolle bei der Entscheidung spielen, und denken Sie darüber nach, wie ein fairer Kompromiss aussehen könnte.
Verständnis zeigen
Versetzen Sie sich in die Perspektive Ihres Kindes und versuchen Sie, seinen Frust nachzuvollziehen. Es ist wirklich doof, wenn nichts so klappt, wie man sich das vorgestellt hat. Dann wünschen Sie sich doch auch, dass Sie jemand tröstet oder Ihnen Unterstützung anbietet, und nicht, dass Sie auch noch kritisiert werden. Nehmen Sie Ihr Kind in den Arm und sagen Sie ihm, dass Sie seinen Zorn nachvollziehen können. Das hilft ihm, seine Gefühle einzuordnen.
Konsequent bleiben
Ihr Kind hat im Supermarkt eine Süßigkeit oder ein Spielzeug entdeckt und möchte es unbedingt haben? Zugegeben: Es ist verlockend, dem Wunsch einfach nachzugeben, um Ruhe zu haben. Doch das ist zu kurz gedacht: Kinder müssen lernen, dass sie nicht immer alles kriegen und sich nicht mit Schreien und Toben durchsetzen können. Bleiben Sie liebevoll, aber konsequent. Ein Beispiel: „Ich verstehe, dass dir das gefällt, aber heute kaufen wir das nicht.“
Abklingen lassen
Lassen Sie dem Kind einfach Raum für seinen Gefühlsausbruch und es nach Herzenslust auf den Boden hauen – solange es sich dabei nicht verletzen kann. Wut und Frust sind ganz normale Emotionen, die rausmüssen – genau wie bei uns Erwachsenen.
Danach: Trösten!
Nach einem Wutanfall ist es wichtig, das Kind in den Arm zu nehmen und ihm zu helfen, das Erlebte einzuordnen: „Ich verstehe, dass dich das wütend gemacht hat. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung.“ Auf diese Weise versteht das Kind, dass es ernst genommen wird und intensive Gefühle nicht gefährlich sind.

Auszeit nehmen
Sie sind kurz davor, dass Ihnen die Geduldsschnur reißt? Unterbrechen Sie die Situation und gehen Sie kurz in ein anderes Zimmer. Sie sollten Ihr Kind natürlich nicht lange alleine lassen. Atmen Sie tief in den Bauch und konzentrieren Sie sich auf die Atmung. Führen Sie sich vor Augen, dass die Autonomiephase normal ist und irgendwann vorbeigeht.
Wie lassen sich Wutanfälle vermeiden?
Auch wenn Wutanfälle zur kindlichen Entwicklung dazugehören, gibt es einige Strategien, um sie seltener werden zu lassen. Oft lassen sie sich durch vorausschauendes Handeln, klare Strukturen und einfühlsame Kommunikation entschärfen, bevor sie eskalieren. In den folgenden Tipps erfahren Sie, wie Sie den Alltag entspannter gestalten und typische Auslöser für Wutanfälle vermeiden können.
Alltagstipps in der Trotzphase
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Die Diskussion darüber, welche Jacke es denn sein soll, strengt am meisten an, wenn die Zeit ohnehin knapp ist. Oft entstehen Konflikte, weil man gestresst ist. Planen Sie daher immer ausreichend Zeit sein, vor allem morgens und generell vor Terminen.
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Klare Routinen geben Kindern Sicherheit und Orientierung. Wenn sie wissen, was als Nächstes passiert, können sie sich darauf einstellen und sind weniger überrumpelt – zum Beispiel, wenn sie wissen, dass nach dem Frühstück immer das Zähneputzen folgt.
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Kinder verstehen besser, wenn Anweisungen kurz und präzise sind. Erklären Sie kommende Abläufe kindgerecht in kurzen Sätzen. Statt „Wir müssen uns langsam mal anziehen“ lieber „Zieh dir bitte deine Hose an“. Loben Sie Ihr Kind, wenn es seine Aufgabe selbstständig umgesetzt hat. Das stärkt das Selbstvertrauen und reduziert Trotzverhalten.
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Kinder mitten aus einer Aktivität herauszureißen, kann schnell zu Frust und Wut führen – schließlich mögen es Erwachsene auch nicht, wenn sie plötzlich in einer Handlung unterbrochen werden. Besser ist es, solche Abbrüche sanft zu gestalten: Kündigen Sie deshalb rechtzeitig an, was als Nächstes passiert („In fünf Minuten gehen wir nach Hause.“), und geben Sie dem Kind dadurch die Möglichkeit, sich darauf einzustellen. Ein kleines Ritual wie „Noch einmal rutschen, dann gehen wir“ kann helfen, Abschiede leichter zu machen.
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Sie wissen schon im Voraus, dass es beim Anziehen gleich zu Diskussionen kommen wird? Dann kann es helfen, dem Kind zuvorzukommen und Entscheidungsspielraum anzubieten: „Soll es heute der blaue oder der rote Pullover sein?“ Das gibt dem Kind ein Gefühl von Kontrolle und freut es, dass es auswählen durfte. Manchmal hilft es auch, eine kritische Situation spielerisch zu entschärfen. Mit einem lustigen Lied beim Anziehen oder einem Wettrennen zum Auto kommt erst gar kein Frust auf.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Trotzphase
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Die Trotzphase ist ein Entwicklungsabschnitt bei Kindern, in dem Kinder selbstständiger werden, mehr mitentscheiden und Dinge eigenständig tun wollen.
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Die Trotzphase äußert sich durch heftige emotionale Ausbrüche. Häufiges Stampfen, Schreien, Weinen oder sich auf den Boden werfen sind typische Reaktionen.
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Am intensivsten verläuft die Trotzphase in der Regel zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr. Dann lassen die heftigsten Trotzreaktionen häufig nach, da Kinder zunehmend in der Lage sind, ihre Emotionen besser zu steuern und sich sprachlich besser auszudrücken.
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Am wichtigsten ist, gelassen zu bleiben und lautstarke Reaktionen zu vermeiden. Während eines Wutanfalls brauchen Kinder vor allem Sicherheit und Verlässlichkeit.
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Die Trotzphase beginnt meist zwischen anderthalb und zwei Jahren und ist mit etwa sechs Jahren beendet.