Ein Leitfaden zur Gürtelrose: Verstehen, vorbeugen und behandeln

Alles, was Sie über Gürtelrose wissen müssen
Wer Windpocken hatte, kann irgendwann im Laufe des Lebens auch an Gürtelrose erkranken. Dann entwickeln Betroffene einen schmerzhaften Hautausschlag, meist in Form eines streifenförmigen Bands auf einer Körperhälfte. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich die Erkrankung äußert, wer besonders gefährdet ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Gürtelrose bricht aus, wenn der ruhende Windpocken-Erreger Varizella Zoster im Körper wieder aktiv wird.
- Die Erkrankung äußert sich meist am Rumpf durch einen einseitigen, schmerzhaften Hautausschlag mit Bläschen.
- Ursache ist meist ein geschwächtes Immunsystem, etwa in Folge von Stress, einem höheren Lebensalter oder bestimmter Erkrankungen.
Das Krankheitsbild
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland jährlich mehr als 300.000 Personen an Gürtelrose (Herpes Zoster). Dann entwickeln sie einen schmerzhaften Hautausschlag mit Bläschen, der meist einseitig am Oberkörper in Form eines Gürtels verläuft – daher der Name. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Varizella-Zoster-Virus, das auch Windpocken verursacht. Nach überstandener Infektion verbleibt es lebenslang inaktiv im Körper. Es zieht sich in die Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks oder in die Hirnnerven zurück, wo es unbemerkt ruht, denn das Immunsystem hält das Virus normalerweise in Schach. Bei einem geschwächten Immunsystem kann das Virus jedoch wieder reaktiviert werden und entlang der betroffenen Nervenbahnen zur Hautoberfläche wandern, wo es die typischen Symptome verursacht.
Symptome einer Gürtelrose
Meist kündigt sich eine Gürtelrose durch allgemeine Krankheitssymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und manchmal auch leichtes Fieber an. Hinzu kommt eine Überempfindlichkeit der Haut und des betroffenen Nervs mit brennenden oder stechenden Schmerzen, die sehr stark sein können. Nach zwei bis drei Tagen zeigen sich die offensichtlichen Symptome einer Gürtelrose: leichte Hautrötungen mit kleinen Knötchen, aus denen sich innerhalb weniger Stunden juckende, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen entwickeln. Der Hautausschlag verläuft meist einseitig am Oberkörper in Form eines Gürtels. Nach einigen Tagen trocknen die Bläschen aus. Es bleiben gelbliche Krusten zurück, die nach und nach abfallen.
Grundsätzlich kann Gürtelrose jede Nervenwurzel befallen, wobei die am Rumpf am häufigsten betroffen sind. Daneben kann sie sich an Armen, Beinen und am Hals zeigen. Breiten sich die Viren entlang des sogenannten Nervus trigeminus aus, können Auge, Ohr, Nase, Stirn und die Kopfhaut einer Gesichtshälfte in Mitleidenschaft gezogen werden. So kann sich am Auge die Bindehaut, die Hornhaut oder der Sehnerv entzünden. Im schlimmsten Fall droht sogar der Verlust des Sehvermögens. Ist der Gehörgang betroffen, können Hörprobleme auftreten.
Spätsymptome einer Gürtelrose
Spätsymptome einer Gürtelrose
Bei 10 bis 20 Prozent der Gürtelrose-Erkrankten bleiben nach durchlaufener Gürtelrose die Nervenschmerzen bestehen. Zudem ist die Haut häufig überempfindlich und juckt. Dieses chronische Schmerzsyndrom wird als Post-Zoster-Neuralgie bezeichnet und kann mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre anhalten. Eine Post-Zoster-Neuralgie ist die häufigste Komplikation nach einer Gürtelrose und wird medikamentös behandelt.

Ursachen und Risikofaktoren
Eine Gürtelrose kann nur bei Menschen auftreten, die bereits an Windpocken erkrankt waren, und bricht aus, wenn das Immunsystem geschwächt ist. So ist das Risiko für eine Gürtelrose erhöht, wenn das Immunsystem
- mit zunehmendem Alter an Leistungsfähigkeit verliert,
- durch angeborene oder krankheitsbedingte Immundefekte geschwächt ist (zum Beispiel bei einer HIV-Infektion),
- als Nebenwirkung bestimmter Medikamente (beispielsweise bei einer Chemotherapie) geschwächt ist,
- durch immunsuppressive Medikamente bewusst eingeschränkt wird, zum Beispiel nach einer Transplantation,
- durch Stress beeinträchtigt ist, wozu auch körperliche Überanstrengung oder intensive UV-Strahlung zum Beispiel bei übermäßigem Aufenthalt in der Sonne zählen.
Ansteckungsgefahr bei Gürtelrose
Gürtelrose ist ansteckend – allerdings nur für Personen, die noch keine Windpocken hatten. Sie können sich beim Kontakt mit der Bläschenflüssigkeit infizieren, wobei sie allerdings keine Gürtelrose, sondern Windpocken entwickeln. Die Ansteckungsgefahr endet, wenn bei der erkrankten Person alle Bläschen verkrustet und abgeheilt sind. Standardmäßig werden Personen mit einer Gürtelrose krankgeschrieben, um eine Übertragung der Viren auf andere Menschen zu verhindern.
Untersuchungen und Diagnose
Gürtelrose ist zwar nicht lebensbedrohlich, sollte allerdings möglichst schnell als solche erkannt werden. Nur so kann die notwendige Behandlung eingeleitet werden. Daher sollten Betroffene bei den ersten Symptomen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Oft sind es die starken Schmerzen, die Betroffene in die Praxis führen. Da die typischen Hautveränderungen zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht sichtbar sind, kann die Diagnose am Anfang schwierig sein. Nicht selten werden zunächst andere Ursachen vermutet, zum Beispiel eine Gallenkolik. Sobald sich der Ausschlag zeigt, sind die Symptome in der Regel eindeutig. Im Zweifel lohnt eine Untersuchung der Bläschenflüssigkeit auf Varizella-Zoster-Viren. Eine Blutuntersuchung zeigt, ob vermehrt Antikörper nachweisbar sind.

Behandlung einer Gürtelrose
Eine Gürtelrose heilt üblicherweise innerhalb weniger Wochen von allein ab, weshalb die Behandlung der Symptome mit schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten wie Paracetamol im Vordergrund steht. Bei starken Schmerzen kann der Arzt oder die Ärztin auch verschreibungspflichtige Schmerzmittel in höherer Dosierung und mit anderen Wirkstoffen verordnen.
Wichtig ist, dass Betroffene die flüssigkeitsgefüllten Bläschen nicht aufkratzen, damit sich die Stelle nicht entzündet und Narben zurückbleiben.
Lotionen, Gele oder Puder mit Zink, Menthol oder Polidocanol lindern den Juckreiz, wirken antibakteriell und trocknen die Bläschen aus. Wenn sich bereits Bläschen gebildet haben, können auch kühlende, feuchte Umschläge helfen.
Innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags eingenommen, können Virostatika bei Gürtelrose die Heilung beschleunigen und so die Dauer der Schmerzen verkürzen.
Vorbeugung gegen Gürtelrose
Als Vorbeugung gegen eine Gürtelrose empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) folgenden Personengruppen eine Impfung mit einem Totimpfstoff:
allen Personen ab 60 Jahren
Personen ab 50 Jahren, deren Abwehrsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist
Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie Diabetes, rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung oder Asthma
Die Impfung besteht aus zwei Impfdosen, die im Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden.
Wichtig zu wissen: Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (ehemals: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) informiert darüber, dass eine Impfung gegen Windpocken nicht automatisch auch vor Gürtelrose schützt.
Das hat mit den Impfstoffen zu tun: Gegen Gürtelrose wird ein Totimpfstoff mit inaktiven Viren eingesetzt, die keine Krankheit mehr auslösen können. Gegen Windpocken werden hingegen Lebendimpfstoffe verwendet, die abgeschwächte Varizella-Zoster-Viren enthalten. Auch diese Impfviren können sich in den Nervenzellen ansiedeln und in seltenen Fällen nach Jahren eine Gürtelrose hervorrufen. Allerdings verläuft eine durch das Impfvirus ausgelöste Gürtelrose meist leichter. Trotz Windpocken-Impfung kann es auch zu einer Gürtelrose kommen, wenn sich Personen bereits vor der Impfung mit dem Virus infiziert haben oder wenn die Impfung in Einzelfällen eine Infektion mit dem Virus nicht verhindern konnte.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Gürtelrose
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Gürtelrose ist bei direktem Kontakt mit der Flüssigkeit aus den Bläschen ansteckend, aber nur für Menschen, die noch keine Windpocken hatten. Sie entwickeln allerdings keine Gürtelrose, sondern Windpocken. Die Ansteckungsgefahr endet, wenn alle Bläschen verkrustet und abgeheilt sind.
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An Gürtelrose Erkrankte sollten die Bläschen nicht aufkratzen, damit keine Narben entstehen. Zudem sollten sie Kontakt zu Schwangeren oder immungeschwächten Personen vermeiden. Medikamente sollten nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden, besonders bei Schmerzen oder Ausschlag im Gesicht.
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Im Frühstadium äußert sich Gürtelrose durch brennende, stechende Schmerzen oder ein Kribbeln in einem begrenzten Hautbereich, meist einseitig am Rumpf. Die Haut kann gerötet und überempfindlich sein. Solange die typischen Bläschen fehlen, werden die Symptome anfangs leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt.
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Personen über 50 Jahren und anderen Risikogruppen werden antivirale Medikamente empfohlen, idealerweise innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome. Ansonsten heilt eine Gürtelrose innerhalb weniger Wochen von allein wieder ab, weshalb die Behandlung der Symptome mit schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten im Vordergrund steht.
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Begleiterscheinungen einer Gürtelrose können Müdigkeit, leichtes Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl sein. Oft treten brennende oder stechende Nervenschmerzen schon vor dem Hautausschlag auf. Später kommen Juckreiz, Überempfindlichkeit und Flüssigkeitsbläschen hinzu.