Beinahe jeder Mensch leidet einmal in seinem Leben an Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit oder ist unmotiviert. Doch das ist nicht das Gleiche wie Depressionen. Wir erklären Ihnen die unterschiedlichen Arten von Depressionen, wie sie diagnostiziert und therapiert werden.
Inhaltsverzeichnis:
Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die unbedingt behandelt werden sollte. Fühlen, Denken und Handeln von Betroffenen sind durch die Depression beeinflusst. Nach Schätzungen sind bis zu 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung einmal in ihrem Leben von einer Depression betroffen. Eine Depression kann verschiedene Ursachen haben. Genetische, also erbliche Faktoren können eine Rolle spielen, müssen sie aber nicht. Häufig ist eine Depression nicht auf ein bestimmtes Ereignis zurückzuführen. Aber es gibt Risikofaktoren, die die Entstehung einer Depression begünstigen können.
Für die Depression konnten mehrere Risikofaktoren identifiziert, also herausgefunden werden, die die Krankheitsentstehung begünstigen:
Einen Hinweis, ob Sie an einer Depression leiden könnten, gibt der „Zwei-Fragen-Test“:
Wenn Sie beide Fragen mit „Ja“ beantworten, könnten Sie an einer Depression leiden. Dann ist es wichtig, dass Sie eine ärztliche oder psychotherapeutische Praxis aufsuchen. Ein erster Anlaufpunkt kann auch Ihre Hausarztpraxis sein. Als Nächstes werden Ihre Symptome genauer erfasst. Eine Depression und deren Schweregrad werden über die von Ihnen geäußerten Symptome beurteilt. Hierzu wird ein ausgiebiges Gespräch mit Ihnen geführt, hierfür können Gesprächsleitfäden genutzt werden. Es kann auch sein, dass Sie gebeten werden, einen Fragebogen auszufüllen. Andere diagnostische Methoden, wie beispielsweise das Messen der Pupillenreaktion als Hinweis auf eine akute Depression, sind noch in der Erforschung.
Die Symptome einer Depression werden in Hauptsymptome, Nebensymptome und auch körperliche Symptome unterteilt. Bei psychischen Erkrankungen sind die Symptome ein Hinweis nicht nur auf die Erkrankung selbst, sondern auch auf deren Schweregrad. Daher werden diese in einem ärztlichen oder therapeutischen Gespräch genau erhoben. Es ist sehr wichtig, dass Sie in diesem Gespräch offen und ehrlich über Ihre Symptome sprechen. Eine Depression wird festgestellt, wenn mindestens zwei Haupt- und zwei Nebensymptome vorliegen. Dabei wird aber nicht nur Ihr aktueller Gemütszustand beurteilt, sondern auch wie sich dieser in den letzten Wochen verändert hat. Im Regelfall sind die Symptome zu Beginn einer depressiven Episode am stärksten ausgeprägt und bessern sich dann über den Zeitverlauf.
Es gibt drei Hauptsymptome, die als wichtigste Merkmale einer Depression gelten:
Neben diesen Hauptsymptomen gibt es mehrere Nebensymptome, die den Schweregrad der Erkrankung mitbestimmen.
Zu den Nebensymptomen einer Depression gehören:
Eine Depression kann sich nicht nur psychisch, sondern auch körperlich bemerkbar machen. Diese körperlichen Beschwerden können auf eine Depression hindeuten:
Depressionen werden eingeteilt in leicht, mittel und schwer. Ausschlaggebend für die Bestimmung des Schweregrades sind die auftretenden Symptome.
Bei einer leichten depressiven Episode müssen mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Nebensymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen bestehen.
Bei einer mittelgradigen depressiven Episode liegen mindestens zwei Hauptsymptome sowie drei bis vier Nebensymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vor.
Bei einer schweren depressiven Episode liegen mindestens drei Hauptsymptome und mehr als vier Nebensymptome vor.
Depressionen verlaufen unterschiedlich. Auch wenn zwei Menschen unter der gleichen Depression leiden, können diese unterschiedlich verlaufen. Eine Depression verläuft meist in Phasen. Die einzelnen Phasen einer Depression werden depressive Episoden genannt. Sie können einmalig auftreten oder auch mehrmals. Vor Einsatz von Medikamenten dauert eine Episode zwischen sechs und acht Monaten. Werden Medikamente wie Antidepressiva eingesetzt, dauert eine depressive Episode im Durchschnitt 16 Wochen. Zwischen den einzelnen Phasen können Wochen oder sogar Jahre liegen. Fachbegriffe, die den Verlauf einer Depression beschreiben, sind Dysthymie, Doppeldepression oder chronische Depression. Ebenfalls häufig fallen in diesem Zusammenhang die Begriffe Remission und rezidivierend.
Unter einer Dysthymie wird eine depressive Verstimmung beschrieben, die länger als zwei Jahre andauert. Eine Dysthymie wird auch als anhaltende depressive Störung bezeichnet. Zwar sind die Symptome nicht so stark ausgeprägt wie bei einer Depression, der Leidensdruck ist aber aufgrund des langen Zeitraums sehr hoch. Betroffene beschreiben häufig, dass es ihnen einige Tage oder sogar Wochen gut geht, dann folgen aber meist Monate, in denen sie sich müde und depressiv fühlen. Menschen mit einer Dysthymie schlafen häufig schlecht, können nichts genießen und fühlen sich unzulänglich. Dennoch sind sie in der Lage, ihren Lebensalltag zu bestreiten.
Es ist möglich, dass im Verlauf einer Dysthymie eine depressive Episode auftritt. Die Symptome der Dysthymie verstärken sich und/oder es kommen neue hinzu. In diesem Fall wird von einer doppelten Depression, Doppeldepression oder aus dem Englischen „double depression“ gesprochen.
Quelle: Elsäßer M, Schramm E. Dysthyme Störung. In: Bauer M, Meyer-Lindenberg A, Kiefer F, Philipsen A, Hrsg. Referenz Psychische Störungen. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021. doi: 10.1055/b000000068
Wenn eine depressive Episode länger als zwei Jahre ohne Besserung anhält, spricht man von einer chronischen depressiven Episode. Bei 15 bis 20 Prozent aller von einer Depression Betroffenen chronifiziert die Erkrankung, dauert also länger als zwei Jahre. Je länger mit der Behandlung einer Depression gewartet wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung.
Um den Verlauf einer Depression zu beschreiben, werden die Wörter Remission und rezidivierend gebraucht. Remission bedeutet in diesem Fall vollständige Heilung. Es kann auch sein, dass die Symptome nach einer Behandlung nicht vollständig vergehen. Dann wird von einer unvollständigen Remission gesprochen. Rezidivierend bedeutet wiederkehrend. Damit wird das Auftreten einer neuen depressiven Episode bezeichnet.
So individuell und unterschiedlich Behandlungsstrategien bei einer Depression sind, sie verfolgen doch alle die gleichen Ziele:
Ob eine Depression vollständig geheilt werden kann, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Einen großen Einfluss nehmen beispielsweise der bisherige Krankheitsverlauf und das soziale Umfeld. Auch andere Erkrankungen wie Angst- oder Essstörungen sowie Drogenmissbrauch sind Faktoren, die die Heilung beeinträchtigen können. Ungefähr 40 Prozent der Betroffenen haben nach fünf Jahren noch keine weitere depressive Episode erlitten.
Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen. Wir haben für Sie einige zusammengefasst und erklärt.
Viele Frauen leiden nach der Geburt unter dem Baby Blues, auch „Heultage“ genannt. Ursache hierfür sind die Hormonumstellungen nach der Geburt und die neuen Lebensumstände. Der Baby Blues ist aber nicht das Gleiche wie eine Wochenbettdepression. Eine Wochenbettdepression dauert länger als zwei Wochen nach der Entbindung an und ist wie jede andere Depression eine ernsthafte Erkrankung und muss therapiert werden. Bis zu 15 Prozent aller Gebärenden sind von einer Wochenbettdepression betroffen.
Ob Sie unter einer Wochenbettdepression leiden, wird in einer ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxis festgestellt. Dort findet ein Gespräch statt, bei dem es um Ihre Symptome und Ihre Lebensumstände geht. Zur Strukturierung dieses Gesprächs können auch Fragebögen eingesetzt werden. Die Behandlung findet meist in Form einer Psychotherapie statt. Je nach Schwere der Depression kann es auch sein, dass Antidepressiva verschrieben werden. Werden Medikamente verschrieben, wägen die Behandelnden Risiken und Nutzen sehr sorgsam ab.
Unter einer saisonal abhängigen Depression (SAD) wird eine Depression verstanden, bei der der Beginn und das Ende einer depressiven Episode zu bestimmten Jahreszeiten auftreten. Außerhalb dieser Zeit sind Betroffene gesund. Ein Beispiel für eine saisonal abhängige Depression ist die Winterdepression. Sie ist abhängig vom Licht und tritt vom Herbst bis zum Frühjahr auf. Betroffen sind vor allem Frauen. Eine Winterdepression zeigt sich durch Lustlosigkeit, Schläfrigkeit und Lethargie. Meist werden diese Symptome begleitet durch einen Heißhunger auf Süßigkeiten.
Wenn Sie den Verdacht haben, unter einer Winterdepression zu leiden, ist die hausärztliche Praxis der erste und richtige Anlaufpunkt. In einem Gespräch über Ihren Gemütszustand kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin einen ersten Verdacht äußern. Je nachdem, wie stark Ihre Symptome ausgeprägt sind, wird er/sie Ihnen Tipps geben, was Sie selbst tun können, oder Ihnen den Besuch einer therapeutischen Praxis empfehlen. Auch Antidepressiva können zum Einsatz kommen. Wenn Sie nur unter leichten Symptomen leiden, wird auch häufig vom Winterblues gesprochen. In beiden Fällen kann eine Lichttherapie helfen. Dazu können Sie sich vermehrt draußen aufhalten. Gehen Sie beispielsweise spazieren oder machen Sie draußen Sport. Sie können auch auf eine spezielle Tageslichtlampe zurückgreifen. Diese strahlt je nach Produkt mit 2 500 bis 10 000 Lux.
Tritt eine Depression nach dem 65. Lebensjahr auf, spricht man von einer Altersdepression. Sie ist neben der Demenz die häufigste psychische Erkrankung im Alter. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken. Menschen, die in einem Pflegeheim leben, haben ein besonders hohes Risiko, zu erkranken.
Wenn Sie selbst an einer Altersdepression leiden oder wenn Sie meinen, dass ein älterer Familienangehöriger an einer Altersdepression leidet, ist die hausärztliche Praxis Ansprechpartner. In einem ausführlichen Gespräch wird über Ihre Symptome, Ihre momentane Lebenssituation und Ihr Lebensumfeld thematisiert. In diesem Gespräch wird auch nach Medikamenten gefragt, die Sie einnehmen, denn auch diese können Ihre Stimmung beeinflussen. Je nach Ergebnis des Gesprächs kann beurteilt werden, ob und wie schwer Sie erkrankt sind. Gemeinsam mit Ihnen wird dann die für Sie passende Therapie gesucht.
Von einer versteckten Depression spricht man, wenn körperliche Beschwerden, wie beispielsweise Schmerzen, so im Vordergrund stehen, dass die Depression nur schwer oder zunächst nicht erkannt wird. Menschen mit einer versteckten Depression leiden zwar auch unter einer gewissen Mattigkeit, sie sind aber nicht in der Lage, ihre depressive Stimmung zu äußern. Bei einer versteckten Depression stehen die körperlichen Beschwerden im Vordergrund. Dazu zählen:
Sollten Sie den Verdacht haben, an einer versteckten Depression zu leiden, ist die hausärztliche Praxis Ihres Vertrauens ein erster guter Anlaufpunkt. Eventuell vermittelt Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Sie an eine Expertin oder einen Experten. Auch wenn die Symptome einer Depression und einer versteckten Depression unterschiedlich sind, werden sie dennoch gleich therapiert.
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