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Posttraumatische Belastungsstörung - Wenn einen das Erlebte nicht loslässt

Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) lassen bestimmte Erlebnisse die Betroffenen noch Monate später nicht los. Ursachen können zum Beispiel Kriege, schwere Unfälle oder sexuelle Gewalt sein. Dabei sind die Heilungschancen, wenn die Erkrankung schnell richtig behandelt wird, sehr gut.

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?

Es kann ein Knall sein, der Geruch von Rauch, eine flüchtige Bewegung – ein harmloser Auslöser reicht und plötzlich ist das Erlebte wieder da. Solche Flashbacks fühlen sich so real an, als wäre der Betroffene wieder in der Situation, die er Wochen oder Monate zuvor erlebt hat. Ehemalige Soldaten wachen noch Jahre später nachts auf und glauben zum Beispiel, wieder im Schützengraben unter Beschuss zu sein.

Manche Erlebnisse sind so schwer zu verarbeiten, dass sie Betroffene noch lange nicht loslassen. Das muss kein Einsatz im Krieg sein, sondern Symptome können genauso nach Katastrophen, Gewalterfahrungen, sexuellem Missbrauch oder schweren Unfällen auftreten. Wenn die Erinnerungen immer wieder hochkommen, sich die Betroffenen in einem Zustand ständiger Alarmbereitschaft befinden und Orte/Menschen meiden, die mit dem Erlebten in Zusammenhang stehen, ist dies ein Anzeichen für eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Mit welchen Symptomen macht sich eine posttraumatische Belastungsstörung bemerkbar?

Flashbacks gehören zu den bekanntesten Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Anders als Albträume werden sie tagsüber unvermittelt in wachem Zustand erlebt. Flashbacks treten jedoch deutlich seltener auf, als allgemein angenommen. Zur sicheren Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung müssen in Deutschland folgende Symptome auftreten:

Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung

  • Betroffene waren einem belastenden Ereignis kürzerer oder längerer Dauer mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß ausgesetzt, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.
  • Betroffene erleben das belastende Ereignis regelmäßig wieder in Form von Nachhallerinnerungen, Flashbacks, Träumen oder Albträumen.
  • Betroffene zeigen ein andauerndes Gefühl von Freudlosigkeit, des Betäubtseins, emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen und der Umgebung gegenüber.
  • Betroffene vermeiden Situationen, die dem belastenden Ereignis ähneln.
  • Betroffene leiden an Ein- und Durchschlafstörungen, sind schreckhaft, reizbar und haben Probleme, abzuschalten und sich zu konzentrieren.
  • Die Symptome treten innerhalb von sechs Monaten nach dem belastenden Ereignis (oder der Belastungsperiode) auf. Andernfalls ist von einer PTBS mit verzögertem Beginn zu sprechen. Diese kann auch nach vielen Jahren erst auftreten.

Kinder und Jugendliche mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigen nahezu dieselben Symptome wie Erwachsene, wenn auch nicht immer das klinische Vollbild.

Schnelltest zur Erkennung einer posttraumatischen Belastungsstörung

Die amerikanische Psychologin Naomi Breslau hat einen Schnelltest (PTSD-7) zur Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt, den es auch in einer deutschen Fassung gibt. Anhand von kurzen Fragen wird erfasst, ob eine posttraumatische Belastungsstörung bei einer Person wahrscheinlich ist. Dieser Test ersetzt jedoch keine fachliche Diagnose.

Was ist eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung?

Bei der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung wird demnächst neu anerkannt, dass Menschen vielfach traumatisiert sein können und eine hochkomplexe Symptomatik einer posttraumatischen Belastungsstörung vorweisen. Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung wird in der Regel durch besonders schwere, lang andauernde und sich wiederholende traumatische Erlebnisse hervorgerufen. Häufige Beispiele sind sexueller Missbrauch, körperliche oder seelische Misshandlung in der Kindheit. Zur sicheren Diagnose einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung müssen zu den Symptomen der PTBS noch drei weitere Symptomgruppen hinzukommen: Probleme bei der Regulation von Gefühlen, eine negative Selbstwahrnehmung sowie Probleme, zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen.

Wie wird eine posttraumatische Belastungsstörung behandelt?

Posttraumatische Belastungsstörungen haben gute Heilungschancen, wenn rechtzeitig eine Therapie begonnen wird. Etwa die Hälfte der Betroffenen genest sogar ohne professionelle Behandlung. Bestehen die Symptome allerdings über Jahre, kann ein chronischer Verlauf auftreten. Gemäß der Leitlinie zur posttraumatischen Belastungsstörung steht bei der Behandlung die Psychotherapie im Mittelpunkt, die sich ebenfalls der Methoden der Traumatherapie bedient.

Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung

In der Psychotherapie lernen die Betroffenen, mit ihren Ängsten, Albträumen, Selbstverletzungen und vielleicht sogar Selbstmordgedanken umzugehen. Zur Aufarbeitung stehen verschiedene Verfahren und Techniken zur Verfügung:

  • Bei der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen, ihre Gedanken oder Gefühle neu zu bewerten, die mit der traumatischen Situation verknüpft sind.
  • Im Rahmen der EMDR-Behandlung (englisch: Eye Movement Desensitization and Reprocessing) sollen die Betroffenen mit den Augen den Fingerbewegungen des Therapeuten oder der Therapeutin folgen, während sie von ihrem Erlebnis erzählen.
  • Manchmal werden die Betroffenen gezielt mit ihrem Trauma konfrontiert, um das belastende Ereignis und seine Folgen zu verarbeiten.

In Einzelfällen kann eine medikamentöse Unterstützung sinnvoll sind.

Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern und Jugendlichen mit posttraumatischen Belastungsstörungen ist die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie die Behandlung der Wahl, wobei die eingesetzten Techniken vom Alter und Entwicklungsstand der Patienten abhängig gemacht werden. Eltern und Bezugspersonen werden üblicherweise in die Behandlung einbezogen. Medikamente werden zur Therapie bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen.

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