Prostatakrebs

Symptome, Diagnose und Behandlung

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Viele Informationen zum Krankheitsbild
Mann legt Frau Arm um die Schulter und schaut in die Ferne

Alles, was Sie über Prostatakrebs wissen müssen

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebsart bei Männern. Weil er im Frühstadium meist keine Beschwerden verursacht, besteht die Gefahr, ihn erst in fortgeschrittenem Stadium zu erkennen. Davor kann die Teilnahme am Früherkennungsprogramm schützen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern, lässt sich jedoch dank moderner Diagnostik und Behandlung in vielen Fällen gut heilen.
  • Im frühen Stadium verursacht Prostatakrebs meist keine Beschwerden, weshalb regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind.
  • Die Behandlung richtet sich nach dem individuellen Risiko und kann von einer aktiven Überwachung bis zu Operation, Bestrahlung, Hormon- oder Chemotherapie reichen.

Das Krankheitsbild

An Prostatakrebs erkrankt zu sein, bedeutet, dass sich ein bösartiger Tumor in der Prostata gebildet hat. Das etwa kastaniengroße Organ sitzt bei Männern unterhalb der Harnblase und umschließt den Anfangsteil der Harnröhre. So kann sie beim Samenerguss die Blase verschließen, um das Vermischen von Urin und Sperma zu verhindern

  • Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Im Zentrum für Krebsregisterdaten sind für das Jahr 2022 etwa 75.000 Neuerkrankungen an Prostatakrebs erfasst. Nach einem Anstieg Anfang der 2000er-Jahre war die altersstandardisierte Erkrankungsrate seit etwa 2011 leicht rückläufig und in den letzten Jahren weitgehend stabil.

    Prostatakrebs ist eine Alterserkrankung. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind Männer im Durchschnitt 72 Jahre alt. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung erreichen immer mehr Männer ein Alter, in dem die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung höher wird. Vor dem 50. Lebensjahr tritt das Prostatakarzinom selten auf.

  • Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit günstiger Prognose und einer hohen 5-Jahres-Überlebensrate. Demnach leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 91 Prozent der erkrankten Männer und haben Chancen auf dauerhafte Heilung. Ein Grund für diese vergleichsweise gute Prognose ist, dass viele Prostatakarzinome heute in einem frühen Stadium entdeckt werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, haben

  • Männer ab 50 Jahren,

  • Männer, deren Väter oder Brüder ebenfalls an Prostatakrebs erkrankt sind, 

  • Männer mit entzündlichen Prozessen in der Prostata. 

Der Einfluss eines ungesunden Lebensstils auf die Entstehung von Prostatakrebs lässt sich noch nicht vollständig einschätzen. So ist der Konsum von Tabak beispielsweise nicht nur die Hauptursache für Lungenkrebs, sondern auch für Tumore in Rachen und Kehlkopf, Speiseröhre, Darm oder den unteren Harnwegen. Eine Studie der Universität Lund (Schweden) hat auch Hinweise auf ein höheres Prostatakrebs-Risiko bei Rauchern ergeben.

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Symptome von Prostatakrebs

Prostatakrebs verursacht im frühen Stadium nur selten Symptome. Erst im fortgeschritteneren Stadium bemerken Betroffene spürbare Veränderungen. Das können sein: 

  • Schmerzen im Bereich der Prostata
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Blut in Urin oder Samenflüssigkeit 
  • Erektionsprobleme und schmerzhafte Ejakulationen
  • Unfähigkeit zur Blasenentleerung (Harnverhalt)
     

Späte Symptome von Prostatakrebs

Wenn sich der Tumor bereits über die Prostata hinaus ausgebreitet hat, können Metastasen weitere Symptome fernab der Prostata verursachen:  

  • Metastasen in den Knochen verursachen Arthroseartige Schmerzen,
  • Metastasen in der Leber führen zu Gewichtsverlust, Schwäche und Müdigkeit,
  • Metastasen im Gehirn können Kopfschmerzen und neurologische Symptome wie Lähmungen, Verwirrtheit, Krampfanfälle oder Wesensveränderungen auslösen.

Untersuchungen und Diagnose

Im Idealfall hat der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin eventuelle Auffälligkeiten schon bei einer jährlichen Früherkennungsuntersuchung entdeckt: so früh sind bösartige Tumore meist gut behandelbar und in der Regel sogar gut heilbar.

Bei der Früherkennung wird er oder sie bei einer ausführlichen Anamnese den Allgemeinzustand und nach Krebserkrankungen in der Familie fragen. Bei einer körperlichen Untersuchung werden die äußeren Genitalien einschließlich der Haut und die Lymphknoten in den Leisten abgetastet. Das gesetzliche Früherkennungsprogramm sieht immer noch die digital rektale Untersuchung (DRU) vor, bei der der Arzt oder die Ärztin die Prostata mit dem Finger über den Enddarm abtastet. 

Ärztin legt Patienten Hand auf den Oberarm und lächelt ihn an

Studien zeigen aber, dass die DRU zu unzuverlässig ist. Stattdessen empfehlen Fachleute, das Prostata-spezifische Antigen (PSA) im Blut zu bestimmen. Ist der Wert erhöht, kann das gegebenenfalls ein Hinweis auf Prostatakrebs sein.

Eine neuere Studie aus den USA hat gezeigt, dass allerdings nicht für alle die gleichen PSA-Grenzwerte gelten. Männer mit afrikanischer Abstammung haben bei gleichen PSA-Werten ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko. Dementsprechend ist eine regelmäßige und frühe Vorsorge für diese Männer besonders wichtig. 

Zur Bestätigung beziehungsweise zum Ausschluss der Diagnose sind weitere Verfahren nötig.

Untersuchung des Tumors mit bildgebenden Verfahren

Beim transrektalen Ultraschall (TRUS) wird eine schmale Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt, um die Prostata aus nächster Nähe zu untersuchen. Dabei entstehen detaillierte Bilder, die Veränderungen im Gewebe sichtbar machen. Tumore können sich als unregelmäßig begrenzte, meist dunklere Areale darstellen, da sie die Schallwellen anders reflektieren als gesundes Gewebe. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Prostata in ihrer gesamten Struktur und Dicke dreidimensional beurteilt werden kann. Zudem lässt sich unter Ultraschallkontrolle gezielt Gewebe für eine Biopsie entnehmen. Allerdings erlaubt der TRUS allein keine sichere Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Veränderungen, weshalb er meist in Kombination mit anderen Untersuchungen eingesetzt wird. 

Ärztin lächelt ihren Patienten an und legt ihm die Hand auf die Schulter

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) ermöglicht eine schichtweise Darstellung der Prostata mit sehr hoher Auflösung. Die mpMRT kombiniert mehrere Verfahren, durch die sich verdächtige Areale besser von gesundem Gewebe unterscheiden und die Ausdehnung eines Tumors präziser einschätzen lassen. Sie kann außerdem helfen, den optimalen Bereich für eine gezielte Biopsie festzulegen. 

Nahaufnahme - Arzt hält ein Tablet in den Händen

Diagnose von Prostatakrebs per Biopsie

Ob der Tumor gut- oder bösartig ist, lässt sich mit bildgebenden Verfahren nicht erkennen. Dazu muss eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und untersucht werden. Für die Prostata kommen folgende Methoden zur Auswahl:

  • Biopsie über den Darm oder
  • Biopsie über die Bauchdecke.

Anschließend werden die entnommenen Zellen unter dem Mikroskop und im Labor untersucht. Anhand von Merkmalen wie Zellgröße und dem Aussehen der Zellkerne lässt sich feststellen, ob es sich wirklich um Krebszellen handelt.
 

Behandlung von Prostatakrebs

Aus den Ergebnissen erstellt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin ein individuelles Risikoprofil, von dem die weitere Behandlung abhängt. Dabei orientiert er oder sie sich an den sogenannten Leitlinien, in denen regelmäßig die aktuelle Datenlage zu einer Erkrankung bewertet wird und die zur Entscheidungsfindung herangezogen werden können. Bei einem Niedrig-Risiko-Tumor kann die beste Strategie sogar Abwarten heißen: Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten, die langsam wachsen und lange Zeit keine akute Gefahr für die Betroffenen darstellen. Eine „aktive Überwachung“ behält das Wachstum des Tumors im Blick und erspart dem Betroffenen Eingriffe und Therapien, die nichts an seiner Lebensqualität und Lebensdauer verändert hätten.

Für Patienten mit Hoch-Risiko-Tumoren kommen drei Standardtherapien in Frage: eine Operation, eine Chemotherapie oder die Strahlentherapie.

  • Eine Operation (Prostatektomie) kommt bei Prostatakrebs vor allem dann infrage, wenn der Tumor auf die Prostata begrenzt ist und keine Metastasen vorliegen. Dabei wird die gesamte Prostata samt den Samenblasen entfernt. Das Verfahren kann heute häufig minimalinvasiv, also mit Schlüssellochtechnik, und/oder roboterassistiert durchgeführt werden. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen und gleichzeitig wichtige Strukturen wie Nerven und Schließmuskel möglichst zu schonen.

  • Bei der Strahlentherapie werden Tumorzellen mit ionisierenden Strahlen so geschädigt, dass sie sich nicht länger teilen können und der Tumor so kleiner wird beziehungsweise sogar ganz verschwindet. Moderne Geräte bündeln die Strahlen sehr präzise auf den Tumor, wodurch das umliegende Gewebe nicht oder nur wenig geschädigt wird. Bei Prostatakrebs ist die Brachytherapie eine Option: Dabei wird die Strahlenquelle in Form reiskorngroßer „Seeds“ direkt in oder unmittelbar neben die Prostata implantiert. So kann das Tumorgewebe gezielt behandelt werden, während Patienten ihren beruflichen und privaten Aktivitäten nachgehen. 

  • Bei der Chemotherapie wird die Teilung der Tumorzellen mit bestimmten Medikamenten gehemmt. Diese sogenannten „Zytostatika“ nimmt der Krebspatient als Infusion oder Tabletten ein, damit sich die Wirkstoffe systemisch, also im ganzen Körper, verteilen. Auf diese Weise kann eine Chemotherapie auch Krebszellen bekämpfen, die sich bereits in Form von Metastasen im Körper verteilt haben.

Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten, deren Wachstum von Testosteron angetrieben sein kann. Dann kann eine Antihormontherapie sinnvoll sein, die diesen Mechanismus ausschaltet – entweder, indem man die Wirkung des Testosterons blockiert oder indem man die körpereigene Bildung von Testosteron verhindert. 

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FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Prostatakrebs

  • Im frühen Stadium verursacht Prostatakrebs meist keine Beschwerden. Später können Probleme beim Wasserlassen, häufiges nächtliches Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten. Auch Schmerzen im Becken oder Rücken können Anzeichen sein, sind aber oft unspezifisch und müssen nicht auf Krebs hindeuten.

  • Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter und familiärer Vorbelastung, besonders wenn Vater oder Bruder betroffen waren. Auch hormonelle Einflüsse, Übergewicht und möglicherweise eine fett- und fleischreiche Ernährung können das Erkrankungsrisiko erhöhen.

  • Zur Abklärung wird die Prostata abgetastet, der PSA-Wert im Blut bestimmt und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT eingesetzt. Eine sichere Diagnose erfolgt durch eine Gewebeentnahme (Biopsie), die mikroskopisch untersucht wird, um Tumorart und Aggressivität festzustellen.

  • Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Risikoprofil. Möglich sind Operation, Strahlentherapie, Hormontherapie, Chemotherapie oder – bei langsam wachsenden Tumoren – aktive Überwachung. Häufig werden Behandlungsformen kombiniert, um bestmögliche Heilungschancen bei gleichzeitig geringeren Nebenwirkungen zu erzielen. 

  • Prostatakrebs hat insgesamt eine sehr gute Prognose. Wird er früh erkannt, lässt sich die Erkrankung in den meisten Fällen vollständig heilen. Auch bei fortgeschrittenem Tumor kann die Behandlung das Wachstum oft über Jahre kontrollieren und Beschwerden deutlich lindern.

  • Eine sichere Vorbeugung gibt es nicht. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Übergewicht können das Risiko möglicherweise senken. Wichtig ist vor allem die regelmäßige urologische Vorsorgeuntersuchung, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und die Erkrankung rechtzeitig zu behandeln.