Dr. med. Katharina Larisch
Tabak enthält viele Substanzen, die beim Einatmen von Rauch in die Lunge gelangen. Diese Giftstoffe bleiben dort, auch wenn wir wieder ausatmen, und schädigen das Gewebe. Eine Zigarette ist mit einer Chemiefabrik vergleichbar: Wenn man sie anzündet, werden giftige Dämpfe freigesetzt. Mehr als 4000 Substanzen und Verbindungen entdeckten Wissenschaftler bislang im blauen Dunst. Tabakrauch schädigt die Gesundheit. Vor allem das Herz, de Gefäße, Augen, Haut und das Immunsystem werden in Mitleidenschaft gezogen.
Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - den „Topkillern“ in der westlichen Welt. Dazu zählen unter anderem Herzinfarkt, Schlaganfall und Raucherbein (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pavk). Hauptursache ist die fortschreitende Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Dies ist ein schleichender Prozess, der sich über Jahre entwickelt. Cholesterin, andere Fette und Blutzellen lagern sich als Plaques an der Gefäßwand ab. Die Gefäße verengen sich, sie verlieren ihre Weichheit und Elastizität. Dieser Prozess läuft bei jedem Menschen mit zunehmendem Alter ab, bei Rauchern fängt er aber früher an und entwickelt sich viel schneller.
Die Plaques in den Gefäßwänden können aufbrechen. Als Folge lagern sich Blutplättchen (Thrombozyten) an und verstopfen das Gefäß. Geschieht das in den Herz- oder Gehirngefäßen, sind Herzinfarkt und Schlaganfall die Folge - die häufigste Todesursache in westlichen Ländern.
Gefäßverengungen beschränken sich aber nicht nur auf das Herz und Gehirn. Auch Beingefäße können sich schrittweise verschließen. Mehr als 90 Prozent aller Menschen mit einem „Raucherbein“ sind Raucher. Es fängt mit Schmerzen beim Gehen an und steigert sich soweit, dass das Bein sogar im Ruhezustand schmerzt. Verengen sich die Gefäße weiter, kann sich ein Unterschenkelgeschwür bilden, da das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Hier droht als letzte Maßnahme eine Beinamputation.
Oft führt die arterielle Verschlusskrankheit bei Männern zu Impotenz.
Mit jeder Zigarette inhalieren Raucher Kohlenmonoxid (CO) - ein giftiges Gas, das sich auch in Autoabgasen findet. Der gesetzlich festgelegte Grenzwert für CO im Zigarettenrauch liegt bei 10 Milligramm. Im Blut erschwert Kohlenmonoxid die Sauerstoffaufnahme, weil es sich sehr viel leichter mit den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verbindet als der Sauerstoff. Daher sind bei Rauchern etwa zwei bis 15 Prozent der roten Blutkörperchen mit CO besetzt, bei Nichtrauchern ist es nur ein Prozent. Diese Erythrozyten können keinen Sauerstoff ins Gewebe transportieren. Der Körper kann dies nur zum Teil kompensieren, indem er mehr rote Blutkörperchen produziert. Wird im Blut weniger Sauerstoff transportiert, reicht auch eine geringere Verengung der Blutgefäße aus, um Schmerzen und Gewebeschäden zu verursachen. Auch der Rauch nikotinarmer Zigaretten kann viel CO enthalten.
Zwischen Krebs und Rauchen gibt es eine enge Verbindung. Rauchen ist einer der wenigen Faktoren, der alleine am häufigsten Krebs verursacht. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland (nach Herz-Kreislauferkrankungen). Das Rauchen löst viele verschiedene Krebserkrankungen aus. Etwa 25 bis 30 Prozent aller Krebstodesfälle sind direkt auf das Rauchen zurückzuführen, so die Deutsche Krebshilfe. Wer täglich eine bis neun Zigaretten raucht, hat statistisch gesehen ein viermal höheres Risiko als ein Nichtraucher an Lungenkrebs zu sterben. Bei 10 bis 19 Zigaretten ist das Risiko schon siebenmal so hoch. Rauchen ist für die meisten Fälle von Lungenkrebserkrankungen (Bronchialkarzinom) verantwortlich. Es tritt am häufigsten zwischen dem zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr auf und ist in bei deutschen Männern die dritthäufigste Krebsart (nach Prostata- und Darmkrebs). Bei Frauen rückte ebenfalls auf Platz drei vor – nach Brust- und Darmkrebs.
Zwischen Zigaretten und Lungenkrebs gibt es eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je länger jemand schon raucht, je mehr Zigaretten pro Tag konsumiert werden und je tiefer der Qualm inhaliert wird, desto höher ist das Krebsrisiko. Außerdem spielen auch der Teer- und Nikotingehalt der Glimmstängel eine Rolle. Neben Lungenkrebs werden auch noch andere Krebsarten durch das Rauchen gefördert. Dazu gehören Mundhöhlen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen-, Harnblasen-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs.
Rauchen beeinträchtigt auch die Haut. Raucher haben mehr Falten als Nichtraucher und sind typischerweise grau und blass. Dabei haben Hautfarbe und Falten einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, wie Menschen einander beurteilen - vor allem, was das Alter angeht. Die Gründe für die rauchbedingten Hautveränderungen: Zum einen bewirkt Rauchen, dass sich die winzigen Muskelfasern der Blutgefäße zusammenziehen und die Gefäße verengen. Eine schlechtere Durchblutung ist die Folge. Dies ist auch der Grund, warum Raucher oft kalte Hände haben. Eine Zigarette reicht, um den Blutfluss in der Haut für mehr als eine Stunde zu reduzieren. Zum anderen wird durch das Rauchen das Eiweiß Kollagen schneller ab- und langsamer aufgebaut. Kollagen ist aber für die Elastizität der Haut verantwortlich – Raucherhaut ist also schlaffer und faltiger. In Kombination mit regelmäßigem Sonnenbaden erhöht Rauchen auch das Risiko für Hautkrebs.
Rauch ist schlecht für die Augen. Die Blutgefäße des Auges sind sehr empfindlich und können durch Zigaretten geschädigt werden. Die Substanzen im Zigarettenrauch verursachen eine Art „chemische Entzündung“ in der Bindehaut, das Auge sieht blutunterlaufen aus und juckt. Es verschlechtert sich in vielen Fällen, wenn das Jucken nicht aufhört und Sie anfangen, die Augen zu reiben.
Eine Augenreizung ist nichts im Vergleich zu den anderen Schäden am Auge, die durch Rauchen entstehen können. Rauch schädigt die Netzhaut im Auge, das Resultat ist ein langsamer Verlust des Augenlichts. Die so genannte Makula-Degeneration ist die Hauptursache für starke Sehbehinderung und Blindheit bei älteren Menschen in den Industrieländern. Bei der Makula-Degeneration gehen die Zellen der Netzhaut zugrunde. Dadurch sind das Lesen und Erkennen von Gesichtern stark beeinträchtigt. Raucher leiden häufiger an dieser Erkrankung als Nichtraucher.
Raucher haben ein größeres Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) als Nichtraucher. Insbesondere Frauen, die östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille) nehmen und rauchen, spielen mit dem Feuer. Das Nikotin in der Zigarette verändert die Zusammensetzung des Blutes – es gerinnt leichter. So können sich Blutgerinnsel (Thrombus) sowohl in verengten als auch in gesunden Gefäßen bilden. Dieser Mechanismus kann zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Besonders bei jungen Frauen, die rauchen und hormonell verhüten, können sich Blutgerinnsel in gesunden Gefäßen bilden und beispielsweise zu Beinvenenthrombosen führen.
Die Blutgerinnung erfordert ein enges und zeitlich perfektes Zusammenspiel von Blutzellen, bestimmten Gerinnungseiweißen und den Blutgefäßen. Das Rauchen hat eine Wirkung auf alle drei Komponenten. Die Blutplättchen werden aktiviert, die Menge an Fibrinogen - einem Gerinnungseiweiß - nimmt zu und die Gefäße verengen sich.
Zudem haben Raucher mehr rote Blutkörperchen - als Ausgleich dafür, dass viele durch Kohlenmonoxid vergiftet sind. Das Blut wird also „dicker“ und fließt langsamer durch die Gefäße - ideale Bedingungen für die Entstehung eines Blutgerinnsels. Bildet sich der Thrombus im Herz oder Gehirn, endet das häufig tödlich.
Raucher haben ein größeres Risiko, krank zu werden und Infektionen zu bekommen, denn Rauchen schwächt das Immunsystem. Im Blut von Rauchern finden sich weniger Immunglobuline als im Blut von Nichtrauchern. Das sind Eiweißstoffe, die der Körper zur Abwehr fremder Substanzen bildet. So bekommen Raucher häufiger schwere Lungenentzündungen und Blutvergiftungen als Nichtraucher. Je mehr und je länger jemand raucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er schwer erkrankt.
Wunden von Rauchern entzünden sich häufiger als die von Nichtrauchern. Dies gilt insbesondere für Personen, die bereits arteriosklerotische Gefäßveränderungen haben. Rauchen verengt die Blutgefäße und verringert so die Hautdurchblutung. Zudem produzieren Raucher weniger Kollagen als Nichtraucher. Diese Faktoren potenzieren sich. Und wenn die Wunden endlich verheilt sind, bleiben bei Rauchern häufiger hässliche Narben zurück.
Rauchen zieht auch die Atemwege in Mitleidenschaft. Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine Erkrankung der Atemwege, die fast nur Raucher betrifft. 90 Prozent aller Menschen mit COPD sind Raucher oder Ex-Raucher. Unter COPD werden die chronische Bronchitis (Entzündung und Verengung der Atemwege) und das Lungenemphysem (Schwächung der Lungenstruktur) zusammengefasst.
COPD ist die Folge einer chronischen Bronchitis. Zu deren Beginn werden die Flimmerhärchen der Atemwege gelähmt und die Lunge produziert übermäßig viel Schleim. Später werden die Flimmerhärchen zerstört und die Schleimhaut der kleinen Lungenbläschen verschwindet ganz. Die entzündete Bronchialschleimhaut verdickt sich und verengt die Luftwege. Die Leitsymptome sind Husten und Atemnot. Lungenentzündungen sind eine häufige Komplikation der COPD.
Rauchen und das Einatmen von Tabakrauch erhöhen das Asthmarisiko und die Wahrscheinlichkeit eines Asthmaanfalls, vor allem bei Kindern. So bestehe bei mehr als 70 Prozent der Asthmatiker ein Zusammenhang mit dem Rauchen, so die BZgA. Allein in Deutschland schätzt man die Zahl Asthmatiker auf vier Millionen Menschen. Zigarettenrauch reizt die Lunge und verschlechtert bestehendes Asthma. Asthmatiker sollten deshalb einen großen Bogen um jeglichen Zigarettequalm machen - und schon gar nicht selbst rauchen.
Die giftigen Substanzen aus dem Tabakrauch schädigen auch die Mundschleimhäute. Dies führt zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko im Kiefer- und Gesichtsbereich. Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor für Mundhöhlenkrebs, Veränderungen in der Mundhöhle und entzündlichen Veränderungen von Zahnfleisch und Zahnbett (Parodontitis). Darüber hinaus verzögert Rauchen die Wundheilung für nach einem chirurgischen Eingriff im Kiefer- und Gesichtsbereich (z.B. Zahn ziehen) und beeinträchtigt den Erfolg einer Zahnimplantatbehandlung. Rauchen verfärbt die Zähne und den Zahnersatz und führt zu schlechtem Atem.
Aber nicht nur aktives Rauchen, sondern auch Passivrauchen macht krank. Der Qualm, den ein Raucher einatmet, ist der „Hauptrauch“. Er entsteht direkt am Mundstück der Zigarette. Der „Nebenrauch“ bildet sich sowohl am Mundstück als auch am brennenden Ende der Zigarette – die Giftstoffe verteilen sich in der Luft, wenn man beispielsweise die Zigarette im Aschenbecher liegen lässt. Haupt- und Nebenrauch haben unterschiedliche chemische Zusammensetzungen, enthalten aber beide Schadstoffe. Interessanterweise ist die Konzentration der Schadstoffe im Nebenstromrauch teilweise sogar höher als im Hauptstromrauch. Wer nicht raucht und mit einem Raucher zusammenlebt, hat ein 30 Prozent erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Auch Kinder, die täglich Zigarettenrauch ausgesetzt sind, leben gefährlich. Sie haben häufiger Mittelohrentzündungen oder Atemwegserkrankungen wie Asthma. Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben, zeigen eine höhere Allergiebereitschaft. Damit wächst auch die Gefahr einer Asthmaerkrankung. Rauchen in der Gegenwart von Asthmatikern kann Asthmaanfälle auslösen. Kinder von Rauchern sind außerdem häufiger erkältet. Auch das Risiko, am Plötzlichen Kindstod zu sterben, ist erhöht.
Wenn Sie Raucher, Ex-Raucher oder häufiger Passivraucher sind, sollten Sie die routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Krebs, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen lassen sich so rechtzeitig aufdecken und therapieren. Bei Verdacht auf eine Erkrankung kann eine Lungenfunktionsprüfung zeigen, ob Atemwegserkrankungen vorliegen. Die einzige richtige Vorsorgemaßnahme ist natürlich der Rauchstopp selbst. Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt über die Möglichkeiten einer Raucherentwöhnung.
Der Rauchstopp lohnt sich immer, zu jedem Zeitpunkt! Experten haben berechnet, dass das Lungenkrebsrisiko zehn Jahre nach dem Rauchstopp wieder bei dem eines Nichtrauchers liegt. Das Risiko für einen Schlaganfall nimmt etwa fünf Jahre nach dem Rauchstopp deutlich ab. Und selbst Menschen mit einer Herzkreislauf-Erkrankung senken ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, wenn sie die Finger vom Glimmstängel lassen.
Datum: 20. Januar 2011
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