Blutzucker messen – Methoden im Überblick

Alles, was Sie über die Messung Ihrer Blutzuckerwerte wissen müssen
Ob zur Diagnose von Krankheiten oder zur Kontrolle im Alltag – Menschen mit Diabetes sind auf die engmaschige Kontrolle ihres Blutzuckerwertes angewiesen. Doch wie misst man richtig, welche Werte sind ideal und welche Methoden stehen zur Verfügung? In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um die verschiedenen Messmöglichkeiten und wie Sie Messfehler vermeiden können. So behalten Sie Ihre Blutzuckerwerte sicher im Blick.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Blutzuckerwert zeigt, wie viel Zucker (Glukose) sich im Blut befindet.
- Welche Methode der Blutzuckermessung für Sie geeignet ist, hängt von Ihren Bedürfnissen ab und sollte mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen werden.
- Achten Sie bei der Messung Ihres Blutzuckers auf eine ausreichende Hygiene sowie den richtigen Messzeitpunkt.
Warum ist Blutzucker messen so wichtig?
Eine Messung des Blutzuckers zeigt, wie viel Zucker (Glukose) im Blut ist. Liegt das Ergebnis zwischen 70 und 140 mg/dl, gilt dies als optimal. Im Alltag wird der Blutzucker durch verschiedene Faktoren wie die Nahrungsaufnahme oder körperliche Betätigung beeinflusst. So kann es vorkommen, dass der Blutzuckerwert auch mal etwas über- oder unterhalb des Normbereiches liegt. Er schwankt im Tagesverlauf. Ein gesunder Körper gleicht diese Schwankungen in der Regel aus und sorgt dafür, dass der Blutzucker wieder im Normalbereich liegt. Bei Menschen mit Diabetes ist dieser Mechanismus gestört – der Blutzucker bleibt unbehandelt zu hoch. Warum das so ist, hängt von der jeweiligen Diabetesform ab. Nach ihr richtet sich auch die notwendige Therapie. Oftmals spritzen sich Betroffene Insulin – ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt, indem es die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Körperzellen fördert.
Hypoglykämie: wenn der Blutzucker zu niedrig ist
Ist der Blutzucker zu niedrig, spricht man von einer Unterzuckerung, auch bekannt als Hypoglykämie. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine solche auslösen können. Beispielsweise erhöhen Bewegung und Sport den Energiebedarf, wodurch gegebenenfalls mehr Zucker verbraucht wird als üblich. Auch kann versehentlich zu viel Insulin gespritzt worden sein. Eine Unterzuckerung kann zunächst Symptome wie Zittern, Schwitzen, Herzklopfen oder Konzentrationsstörungen verursachen. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Bewusstlosigkeit oder sogar Krampfanfällen kommen. In schweren Fällen besteht Lebensgefahr, daher ist schnelles Handeln wichtig.
Hyperglykämie: wenn der Blutzucker zu hoch ist
Bei einer Überzuckerung ist der Blutzuckerspiegel zu hoch. Man spricht dann auch von einer Hyperglykämie. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel entsteht meist durch einen Mangel an Insulin, wie er bei Menschen mit Diabetes auftritt. Auch Infekte, Stress oder eine falsche Dosierung von Medikamenten können eine Rolle spielen. Typische Anzeichen für eine Überzuckerung sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit oder Übelkeit. Bleibt die Überzuckerung unbehandelt, kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer diabetischen Ketoazidose kommen.
In jedem Fall ist es wichtig, bei auffälligen Symptomen schnell zu reagieren und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch bei stoffwechselgesunden Menschen ist ein regelmäßiger Check-up in der hausärztlichen Praxis nicht verkehrt.
Methoden zur Blutzuckermessung im Überblick
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Blutzucker selbst zu messen:
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Diese Methode ist weit verbreitet und einfach anzuwenden. Mit einer kleinen Stechhilfe wird meist in den Finger gepikst, um einen Tropfen Blut zu entnehmen. Dazu bieten sich beispielsweise der Mittel- oder Ringfinger an. Alternativ kann die Blutentnahme auch am Ohrläppchen erfolgen. Das Blut wird auf einen Teststreifen gegeben und im zugehörigen Messgerät analysiert. Wenige Sekunden später zeigt dieses den aktuellen Blutzuckerwert an, der so schnell und einfach gemessen werden kann.
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Neben der Blutzuckermessung am Finger gibt es auch die kontinuierliche Glukosemessung (CGM, kontinuierliches Glukosemonitoring) im Unterhautfettgewebe. Diese Messung erfolgt über einen Sensor, der meist am Oberarm oder am Bauch getragen wird. So kann auf das regelmäßige Stechen verzichtet werden. Der Sensor wird lediglich kurz mit einer Nadel in das Unterhautfettgewebe eingebracht, wobei kaum Schmerzen entstehen. Je nach Hersteller muss dieser alle ein bis zwei Wochen gewechselt werden. Mithilfe des CGM ist es möglich, den bisherigen Blutzuckerspiegel sowie eine Tendenz des weiteren Verlaufs abzubilden. Die Messwerte werden an ein mitgeliefertes Gerät oder an ein Smartphone übertragen.
Praktisch ist außerdem die Möglichkeit, einen Alarm einzurichten, der aktiviert wird, sobald ein voreingestellter Grenzwert unter- oder überschritten wird. Das ist insbesondere für Menschen mit Diabetes von Vorteil, die sich mehrmals am Tag Insulin spritzen und die entsprechende Dosis situativ anpassen müssen. Derartige Systeme können sowohl bei der Beurteilung der Blutglukose hilfreich sein als auch dabei, die Auswirkung therapeutischer Maßnahmen einzuschätzen. Zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, körperlicher Betätigung sowie weiteren Einflussfaktoren.
Ein ähnliches Verfahren bietet das „Flash Glucose Monitoring“, kurz FGM. Auch hier wird ein Sensor auf der Haut angebracht, mit dessen Hilfe der Nutzer oder die Nutzerin den Verlauf des Blutzuckers der letzten acht Stunden sowie einen aktuellen Wert mit einem Trendpfeil bestimmen kann. Dazu verfügt dieser über einen Scanner, der sich im mitgelieferten Messgerät oder auf dem Smartphone befinden kann. Für letztere Variante ist eine App notwendig.
Während bei einer CGM die gemessenen Glukosewerte eine Verzögerung von 10 bis 20 Minuten gegenüber den Blutwerten aufweisen, werden die Werte beim FGM so aufbereitet, dass sie weitgehend den tatsächlichen Blutzuckerwerten entsprechen. -
Auch der Urin kann Hinweise über den Blutzucker geben. Denn ab einem Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl wird überschüssiger Zucker über die Niere ausgeschieden. Das bedeutet, dass dieser Test nur bei entsprechend hohen Werten Ergebnisse liefert. Dazu wird ein Teststreifen in den Urin getaucht, dessen Verfärbung anschließend mit einer Farbskala abgeglichen werden kann. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um eine grobe Schätzung, ob ein erhöhter Blutzuckerwert vorliegt oder nicht. Exakte Werte werden dadurch nicht ermittelt.
Ordnet der Arzt oder die Ärztin eine weitere Überprüfung des Blutzuckers an, stehen verschiedene Optionen zur Wahl. Dazu gehören:
- Blutzuckermessung im Labor: Bei dieser Methode wird der Blutzuckerwert im Labor bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Regel genauer als die Messung in Finger oder Ohrläppchen. Die Blutabnahme erfolgt entweder morgens nüchtern (Nüchternblutzucker) oder zu einem beliebigen Zeitpunkt (Gelegenheitswert).
- Oraler Glukosetoleranztest: Wenn der Verdacht auf zum Beispiel eine Diabetes-Erkrankung vorliegt, kann auch ein oraler Glukosetoleranztest sinnvoll sein. Dieser Test ermöglicht Rückschlüsse darauf, wie gut Zucker vom Körper verarbeitet wird. Dazu trinkt der Patient oder die Patientin nach einer ersten (nüchternen) Blutzuckermessung eine Zuckerlösung. Anschließend wird mithilfe weiterer Messungen beobachtet, wie sich der Blutzucker die nächsten zwei Stunden über verändert. Dadurch können mögliche Störungen im Zuckerstoffwechsel entdeckt werden.
- Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c): Der sogenannte HbA1c-Wert kann nach einer Blutabnahme ebenfalls im Labor untersucht werden. Er gibt Aufschluss darüber, wie der Blutzucker in den vergangenen acht bis zwölf Wochen war.
Blutzucker richtig messen – so vermeiden Sie Fehler
Beim Messen des Blutzuckers kann es leicht zu Fehlern kommen – und schon zeigt das Gerät zu hohe oder zu niedrige Werte an. Mit ein paar einfachen Tipps lassen sich Messfehler vermeiden.
Den richtigen Zeitpunkt wählen: Der Blutzuckerspiegel schwankt im Tagesverlauf – besonders nach dem Essen, bei Bewegung oder in Stresssituationen. Deshalb ist der Messzeitpunkt entscheidend. Wird der Blutzucker nur gelegentlich gemessen, sollte idealerweise morgens direkt nach dem Aufstehen oder vor einer Mahlzeit beziehungsweise frühestens zwei Stunden danach gemessen werden. Nach etwa zwei Stunden sollte der Blutzuckerspiegel wieder unter 140 mg/dl liegen.
Auf Hygiene achten: Wird der Blutzuckerspiegel am Finger gemessen, sollte unbedingt auf eine ausreichende Hygiene geachtet werden. Bereits kleine Verunreinigungen können das Messergebnis verfälschen.
Nicht quetschen: Kommt kein Blut, lieber neu stechen (eventuell an einem anderen Finger). Andernfalls ist es möglich, dass Gewebsflüssigkeit mit austritt und das Messergebnis verfälscht. Besonders in der kalten Jahreszeit und mit kalten Händen kann es schwierig sein, einen Tropfen Blut zu gewinnen. Reiben und massieren Sie Ihre Hände und Finger am besten vor dem Stechen, um die Durchblutung zu fördern.
CGM-Werte richtig einordnen: Ein CGM-System misst den Gewebezucker, nicht den Blutzucker – mit rund 10 Minuten Zeitverzögerung. Das ist wichtig zu wissen, vor allem bei schnellen Blutzuckerveränderungen.
Welche Blutzuckerwerte sind ideal?
Um den Blutzuckerwert zu überprüfen, sollte dieser möglichst morgens nüchtern untersucht werden. Bei stoffwechselgesunden Personen liegt er unter 100 mg/dl. Liegt jedoch wiederholt ein Wert von 126 mg/dl oder höher vor, ist davon auszugehen, dass eine Diabetes-Erkrankung besteht. Das gilt auch, sollte der Gelegenheitszuckerwert wiederholt 200 mg/dl oder höher betragen. Spätestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit sollte der Blutzuckerwert einer stoffwechselgesunden Person wieder unter 140 mg/dl liegen. Im Tagesverlauf gilt ein Blutzuckerwert zwischen 70 und 40 mg/dl als optimal.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Blutzuckermessung
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Im Tagesverlauf gilt ein Blutzuckerwert zwischen 70 und 140 mg/dl als optimal. Bei stoffwechselgesunden Personen sollte der Nüchternblutzucker unter 100 mg/dl liegen. Nach einer Mahlzeit sollte der Blutzuckerwert spätestens nach zwei Stunden wieder unter 140 mg/dl liegen.
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Welche Methode der Blutzuckermessung für Sie geeignet ist, hängt von Ihren Bedürfnissen ab und sollte mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen werden.
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Idealerweise nutzt man die seitlichen Fingerkuppen des beispielsweise Mittel- oder Ringfingers. Der Daumen und Zeigefinger sind empfindlicher und sollten vermieden werden.
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Ja, mit CGM- oder FGM-Systemen ist eine Messung ohne tägliches Stechen möglich. Welche Methode der Blutzuckermessung für Sie geeignet ist, sollte jedoch mit Ihrem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.
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Ja, moderne Geräte können per App ausgelesen werden. Dazu wird der Glukosesensor an eine App des Smartphones gekoppelt.