Ein Leitfaden zum Lungenkrebs: Verstehen, vorbeugen und behandeln

Lesezeit: 6 Minuten
Viele Informationen zum Krankheitsbild
Älterer Mann mit Brille vor einer Hügellandschaft

Alles, was Sie über Lungenkrebs wissen müssen

Lungenkrebs ist in Deutschland bei Frauen die dritthäufigste, bei Männern die zweithäufigste Krebsart. Noch immer ist Rauchen die Hauptursache. Weil Lungenkrebs im Frühstadium keine Symptome verursacht, wird er zu oft erst spät entdeckt. Die neue Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung ermöglicht starken Raucherinnen und Rauchern nun eine strahlungsarme Computertomografie zur Früherkennung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Lungenkrebs entsteht, indem sich ein bösartiger Tumor in den Bronchien oder Bronchiolen bildet.
  • Die Krebsart wurde oft erst spät entdeckt und hatte daher lange eine schlechte Prognose.
  • Neue Therapien und Früherkennungsmaßnahmen ermöglichen bessere Überlebenschancen.

Das Krankheitsbild

An Lungenkrebs erkrankt zu sein, bedeutet, dass sich ein bösartiger Tumor in den Bronchien oder Bronchiolen gebildet hat. Das kann grundsätzlich in allen Abschnitten der Lunge passieren, kommt aber besonders häufig in den oberen Teilen der Lungenflügel vor. Diese Krebsart – auch Lungen- oder Bronchialkarzinom genannt – ist in Deutschland bei Frauen die dritthäufigste Krebsart nach Brustkrebs und Darmkrebs, bei Männern die zweithäufigste nach Prostatakrebs.

Häufigkeit von Lungenkrebs

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 56.577 Neuerkrankungen an Lungenkrebs erfasst, wobei 23.655 Frauen und 32.922 Männer betroffen waren. Die Häufigkeit von Lungenkrebs steigt seit einigen Jahren an. Gleichzeitig führt die steigende Lebenserwartung dazu, dass mehr Menschen ein Alter erreichen, in dem die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung höher ist.

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Ursachen und Risikofaktoren

Tabakkonsum gilt als Hauptursache für Krebs. Da die meisten giftigen Substanzen einschließlich der krebserregenden Stoffe beim Verbrennungsprozess entstehen, geht vom Rauchen beziehungsweise Passivrauchen das größte Risiko für viele Krebserkrankungen aus, vor allem aber für die der Atemwege.

So lassen sich dem Robert Koch-Institut zufolge bei Männern neun von zehn und bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf aktives Rauchen zurückführen.

Andere Risikofaktoren spielen für Lungenkrebs zwar nur eine untergeordnete Rolle, können aber das Erkrankungsrisiko zusätzlich erhöhen:

  • Krebserregende Substanzen in der Atemluft wie sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die bei der unvollständigen Verbrennung von zum Beispiel Holz oder Kohle entstehen
  • Partikel wie Dieselruß, Asbestfasern und Feinstaub
  • Radioaktive Quellen wie Röntgenstrahlung oder Radon in Innenräumen
  • Narben im Lungengewebe nach vorangegangenen Erkrankungen wie Tuberkulose oder Silikose
  • Familiäre Vorbelastungen

Symptome von Lungenkrebs

Lungenkrebs verursacht im frühen Stadium nur selten eindeutige Symptome. Stattdessen sind die Beschwerden zunächst unspezifisch, wirken harmlos und werden daher oft nicht ernst genommen. Folgende Symptome können generell auftreten:

Allgemeine Krankheitsbeschwerden wie Fieber, Schwäche und Müdigkeit
Schmerzen im Brustkorb
Anhaltender Husten über mehrere Wochen
Lungenentzündung
Auswurf (zunächst ohne Blut, später mit)
Ungewollter Gewichtsverlust
Atemnot

Lungenkrebs wird oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Tumoren im Frühstadium werden meist zufällig entdeckt.

Späte Symptome von Lungenkrebs

Wenn sich der Tumor bereits über die Lunge hinaus ausgebreitet hat, können Metastasen weitere Symptome fernab der Lunge verursachen. Beispielsweise sorgen Metastasen in den Knochen für arthroseartige Schmerzen. Manchmal bringt Lungenkrebs Begleitsymptome mit, die als paraneoplastisches Syndrom bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um Beschwerden, die nicht durch den Raumbedarf des Tumors oder seiner Metastasen entstehen, sondern durch freigesetzte hormonähnliche Substanzen oder eine fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers.

Ein Beispiel für ein solches paraneoplastisches Syndrom sind die Trommelschlägelfinger. Dabei verdicken sich die Fingerendglieder allmählich, weil das Bindegewebe unter den Nägeln unkontrolliert zu wachsen beginnt. Dies tritt meist in einem fortgeschrittenen Lungenkrebsstadium auf, wenn der Tumor den Luftaustausch beeinträchtigt und eine chronische Sauerstoffunterversorgung verursacht. Als Reaktion darauf setzt der Körper vermutlich Wachstumsfaktoren frei, die in den Fingerendgliedern die Durchblutung anregen und die Bildung neuer Gefäße fördern. Trommelschlägelfinger treten häufig gemeinsam mit vergrößerten, gewölbten Nägeln auf, den sogenannten Uhrglasnägeln.

Arzt berührt die Finger einer Patientin

Untersuchungen und Diagnose

Seit dem 1. Juli 2024 können Rauchende und ehemalige Rauchende unter bestimmten Bedingungen eine strahlungsarme CT-Untersuchung der Lunge erhalten, um Krebs frühzeitig zu entdecken. Das macht die Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung (LuKrFrühErkV) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) möglich. Noch ist diese Maßnahme allerdings nicht als Screening im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms verankert.

Rauchende und ehemalige Rauchende sollten vor allem die frühen Symptome kennen, ernst nehmen und diese frühzeitig mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen. Bei einer ausführlichen Anamnese wird er oder sie die Symptome abfragen. Ein Bluttest kann Aufschluss über den Allgemeinzustand und über die Funktion einzelner Organe geben, hat aber für Lungenkrebs nur eine geringe Aussagekraft. Ebenso der Lungenfunktionstest, der zwar das Atemvolumen misst, aber nichts zu den Ursachen sagen kann. Zur Bestätigung beziehungsweise zum Ausschluss der Diagnose sind deshalb bildgebende Verfahren nötig.

Lokalisierung des Tumors mit bildgebenden Verfahren

Seit dem 1. Juli 2024 können Rauchende und ehemalige Rauchende unter bestimmten Bedingungen eine strahlungsarme CT-Untersuchung der Lunge erhalten, um Krebs frühzeitig zu entdecken. Das macht die Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung (LuKrFrühErkV) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) möglich. Noch ist diese Maßnahme allerdings nicht als Screening im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms verankert.

Rauchende und ehemalige Rauchende sollten vor allem die frühen Symptome kennen, ernst nehmen und diese frühzeitig mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen. Bei einer ausführlichen Anamnese wird er oder sie die Symptome abfragen. Ein Bluttest kann Aufschluss über den Allgemeinzustand und über die Funktion einzelner Organe geben, hat aber für Lungenkrebs nur eine geringe Aussagekraft. Ebenso der Lungenfunktionstest, der zwar das Atemvolumen misst, aber nichts zu den Ursachen sagen kann. Zur Bestätigung beziehungsweise zum Ausschluss der Diagnose sind deshalb bildgebende Verfahren nötig.

  • Auf einem Röntgenbild lässt sich ein Tumor ab einer Größe von etwa einem halben Zentimeter Durchmesser erkennen. Dort erscheint er als weißer Fleck, da das krankhafte Gewebe die Röntgenstrahlen stärker absorbiert. Ein Nachteil von konventionellen Röntgenaufnahmen ist jedoch, dass sämtliche Organe und Objekte zweidimensional übereinander abgebildet werden. Am Lungenrand liegende Tumoren sind vor dem dunklen Hintergrund der luftgefüllten Lungenflügel daher gut erkennbar, während zentral in der Lunge befindliche Tumoren vor der hell dargestellten Wirbelsäule kaum auffallen. Außerdem lässt sich mit nur einer Aufnahme nichts über die Dicke eines Tumors sagen. Dafür ist eine zweite Aufnahme aus einem anderen Blickwinkel nötig.

  • Eine Computertomografie (CT) arbeitet ebenfalls mit Röntgenstrahlen. Weil diese aber in einem ringförmigen Gerät erzeugt werden, das um den Patienten oder die Patientin rotiert, kann es den Körper schichtweise scannen und Bilder erzeugen. Auf diese Weise lassen sich genauere Aussagen zu Größe, Lage und Struktur des Tumors treffen. Zudem können mögliche Metastasen besser erkannt werden.

  • Die Magnetresonanztomografie (MRT) arbeitet ohne Strahlen und nutzt die magnetische Eigenschaft von Wasserstoff-Atomen. In den wasserhaltigen Weichteilen wie Organen und Geweben fallen mögliche Metastasen besonders gut auf. Für eine Beurteilung der Knochen oder der luftgefüllten Lunge ist ein MRT weniger geeignet.

  • Metastasen lassen sich auch mit der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) aufspüren. Dabei wird dem Patienten oder der Patientin radioaktiv markierter Zucker gespritzt, der sich aufgrund der höheren Stoffwechselaktivität im Tumor anreichert und dort verstoffwechselt wird. Die Strahlung (Emission), die der Zucker dabei abgibt, lässt sich messen und hebt auf den PET-Bildern mögliche Tumorherde deutlich hervor. Oft wird die PET mit einer CT kombiniert.

Diagnose von Lungenkrebs per Biopsie

Ob der Tumor gut- oder bösartig ist, lässt sich mit bildgebenden Verfahren nicht erkennen. Dazu muss eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und untersucht werden. Über eine Kamera kann sich der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin auch gleich die Atemwege ansehen.

Anschließend werden die entnommenen Zellen unter dem Mikroskop und im Labor untersucht. Anhand von Merkmalen wie Zellgröße und dem Aussehen der Zellkerne lässt sich feststellen, ob es sich wirklich um Krebszellen handelt und welcher Typ von Lungenkrebs vorliegt.

Ärztin am Schreibtisch

Behandlung von Lungenkrebs

Anhand der Untersuchungsergebnisse stellt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin die individuell erfolgversprechendste Behandlung zusammen. Wie bei jedem Krebs gilt: Je früher er entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Eine gute Nachricht aber ist, dass Erkrankte heute durch neue Therapien viel länger überleben als noch vor einigen Jahren. Zudem verbessern Betroffene ihre Prognose, wenn sie das Rauchen aufgeben und einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung pflegen. So lässt sich das Immunsystem stärken und der Körper bei der Behandlung unterstützen.

Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin orientiert sich bei der Behandlung an den sogenannten Leitlinien, in denen regelmäßig die aktuelle Datenlage zu einer Erkrankung bewertet wird und die zur Entscheidungsfindung herangezogen werden können. Es gibt jedoch drei Standardtherapien, die meist einzeln oder in Kombination zur Anwendung kommen: eine Operation, eine Chemotherapie oder die Strahlentherapie.

Eine Operation ist bei Lungenkrebs in vielen Fällen sinnvoll. Dies gilt insbesondere, wenn der Tumor lokal begrenzt ist und noch nicht gestreut hat. Trotzdem wird meist der gesamte Lungenlappen oder Lungenflügel entfernt, um das Rückfallrisiko so gering wie möglich zu halten. Das ist heute oft sogar minimalinvasiv möglich.

Bei der Strahlentherapie werden Tumorzellen mit ionisierenden Strahlen so geschädigt, dass sie sich nicht länger teilen können und der Tumor so kleiner wird beziehungsweise sogar ganz verschwindet. Moderne Geräte bündeln die Strahlen sehr präzise auf den Tumor, wodurch das umliegende Gewebe nicht oder nur wenig geschädigt wird.

Bei der Chemotherapie wird die Teilung der Tumorzellen durch bestimmte Medikamente gehemmt. Diese sogenannten „Zytostatika“ nimmt der Krebspatient oder die -patientin als Infusion oder Tabletten ein, damit sich die Wirkstoffe systemisch im ganzen Körper verteilen. Auf diese Weise kann eine Chemotherapie auch Krebszellen bekämpfen, die sich bereits in Form von Metastasen im Körper verteilt haben.

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FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Lungenkrebs

  • Lungenkrebs verursacht anfangs oft unspezifische Symptome wie Husten, Atemnot oder Müdigkeit. Gelegentlich treten Brustschmerzen oder Auswurf auf. Da diese Beschwerden auch bei harmloseren Erkrankungen vorkommen, wird Lungenkrebs oft erst erkannt, wenn der Tumor fortgeschritten ist.

  • Tabakkonsum gilt als Hauptursache für Krebs. Andere Risikofaktoren spielen für Lungenkrebs zwar eine untergeordnete Rolle, können aber das Erkrankungsrisiko zusätzlich erhöhen. Dazu zählen kanzerogene Substanzen in der Atemluft wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Partikel wie Dieselruß, Asbestfasern und Feinstaub, radioaktive Quellen wie Röntgenstrahlung oder Radon in Innenräumen, Narben im Lungengewebe nach vorangegangenen Erkrankungen wie Tuberkulose oder Silikose sowie familiäre Vorbelastungen.

  • Die Therapie richtet sich nach dem Stadium und der Krebsart. Möglich sind Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie sowie moderne Immun- und zielgerichtete Therapien.

  • Die Heilungschancen hängen vom Stadium der Diagnose ab. In frühen Stadien ist eine Heilung durch Operation möglich. Später sind die Aussichten schlechter, doch moderne Therapien haben die Prognose verbessert. Auch ein gesunder Lebensstil, insbesondere Rauchstopp, kann das Fortschreiten verlangsamen und das Ansprechen auf Behandlungen verbessern.