Dr. med. Katharina Larisch
Sport hält fit und gesund – das ist weithin bekannt und wissenschaftlich belegt. Wenige Menschen wissen dagegen, dass körperliche Aktivität auch bei chronischen Krankheiten sinnvoll ist und in vielen Fällen die Lebensqualität und die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich verbessert. Wer krank ist neigt dazu, sich zu schonen. In vielen Fällen, beispielsweise wenn man sich eine Grippe oder andere Infekte eingefangen hat, ist das auch durchaus sinnvoll. Wer aber an chronischen Krankheiten wie Asthma, Krebs, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder einem Bandscheibenvorfall leidet, kann durchaus körperlich aktiv sein.
Allerdings ist hier besonders darauf zu achten, dass man sich nicht überlastet. Es geht auch nicht darum, übermäßige Kraftakte zu vollbringen, sondern maßvoll zu trainieren. In jedem Fall steht vor der Aufnahme des Trainings ein Sportmedizinischer Check-up. Hier sollten Sie einen Arzt wählen, der auf Sportmedizin spezialisiert ist. Er berät und informiert Sie ausführlich, welche Art der Bewegung gesund ist und welche Sportart am besten zu Ihnen und Ihrer chronischen Erkrankung passt.
Bei Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen kann moderates Ausdauertraining den Blutdruck auf natürlichem Weg deutlich senken – ganz ohne medikamentöse Nebenwirkungen. Ausdauersportarten sind beispielsweise Rad fahren, Wandern, Nordic Walking oder Schwimmen. Auch überhöhte Blutfettwerte werden gesenkt. Regelmäßige körperliche Betätigung reduziert den LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes“ Cholesterin). Zusätzlich kommt es zu einem Anstieg des "guten" Cholesterins, des HDL-Cholesterins. Körperliche Aktivität verbessert so das Verhältnis zwischen gutem und schlechtem Cholesterin und kann damit sowohl einer Entstehung als auch einem Fortschreiten der Arteriosklerose vorbeugen.
Zudem verbessern sich die Fließeigenschaften des Blutes und es fließt leichter durch die Adern. Insgesamt sinkt so das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose). Bei Menschen, die bereits unter einer Arteriosklerose leiden, verbessert Sport die Elastizität der Gefäße und senkt so das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Selbst für Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, ist Sport ein entscheidendes Mittel, um sich zu erholen. Ein behutsames Training unter ärztlicher Aufsicht (z.B. in den bekannten Koronarsportgruppen) verbessert die Leistung eines angegriffenen Herzens wieder.
Ein entscheidender Impuls für die Regenerationskraft des Gehirns ist die Schwerkraft, wie Ärzte in allen neurologischen Rehabilitationskliniken wissen. Das Hirn spürt, ob der Körper liegt oder steht. Kann der Körper– notfalls mit verschiedenen Hilfsmitteln in die Senkrechte gebracht werden, begünstigt dies den Heilungsverlauf.
Für sie ist Sport allerdings besonders wichtig – nur durch gezieltes Training kann die Lungenfunktion erheblich verbessert und die Belastungsschwelle, bei der eine Attacke auftritt, angehoben werden. Empfohlene Sportarten sind Schwimmen, Joggen, Rad fahren oder schnelles Gehen ("Walking"). Der Erfolg kann erheblich sein – so gibt es sogar unter Hochleistungssportlern Menschen, die asthmakrank sind. Voraussetzung ist allerdings, dass das Asthma konsequent und systematisch behandelt und kontrolliert wird. Es gibt noch einen anderen Aspekt: Vor allem bei Kindern sind sportliche Erlebnisse und körperliche Belastungen für die seelische und körperliche Entwicklung wichtig. Und die motorische Geschicklichkeit kommt hauptsächlich mit der Übung.
Ein regelmäßiges, maßgeschneidertes Training eignet sich auch für Menschen mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Mit einem speziellen Lungensport-Programm können Betroffene ihre Muskelkraft nach einem individuellen Trainingsplan wieder steigern und Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination verbessern. Gleichzeitig lernen sie unter Anleitung eine entspanntere und ökonomischere Atemtechnik. Die wieder gewonnene Fitness und das zählt bei COPD-Kranken besonders bringt neues Selbstvertrauen und Mut. Inzwischen empfehlen die ärztlichen Fachgesellschaften, den Lungensport schon zu beginnen, bevor die Schwere der Krankheit die Lebensqualität erheblich einschränkt.
Dennoch gibt es Einschränkungen: Leidet ein Typ-2-Diabetiker beispielsweise am diabetischen Fußsyndrom (diabetische Neuropathie), sollte er auf extremes Joggen verzichten. Er belastet die Füße zu stark und bemerkt kleine Verletzungen nicht. Schwimmen, leichtes Wandern oder Rad fahren sind aber in jedem Falle empfehlenswert. Ganz pauschal gilt für Typ-2-Diabetiker: Hauptsache Bewegung!
Vom allgemeinen positiven Kick von Sport für die Gesundheit profitieren auch Typ-1-Diabetiker. Allerdings müssen sie ihre Insulin- und Zuckerzufuhr vorher genau auf die körperliche Aktivität abstimmen, sonst droht eine gefährliche Unterzuckerung. Deshalb raten ihnen Sportmediziner und Diabetologen, beim Sport immer einen kleinen Vorrat an Traubenzucker dabei zu haben, falls der Blutzucker spürbar absinkt.
Diesen natürlichen Stimmungsaufheller können auch andere Kranke gut gebrauchen – denn jede Krankheit belastet natürlich die Seele. Das gilt selbst für Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen wie beispielsweise Krebspatienten, deren Lebensqualität durch Sport erheblich steigt. Regelmäßiges, nicht zu belastendes Training stärkt überdies das Immunsystem. Ob das darüber hinaus dazu beiträgt, dass sich die Überlebensrate von Schwerkranken verbessert, ist noch nicht eindeutig belegt.
Datum: 20. Januar 2011
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