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Bewegung bei chronischen Erkrankungen

Sport hält fit und gesund – wer rastet, der rostet!

Diese Aussage ist bekannt und wissenschaftlich belegt. Körperliche Aktivität ist auch bei chronischen Krankheiten sinnvoll und verbessert in vielen Fällen die Lebensqualität und die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich. Wer krank ist neigt dazu, sich zu schonen. In vielen Fällen, bei einer Grippe oder anderen Infekten, ist das auch durchaus sinnvoll. Wer aber an chronischen Krankheiten wie Asthma, Krebs, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder einem Bandscheibenvorfall leidet, kann durchaus körperlich aktiv sein.

Allerdings ist hier besonders darauf zu achten, dass man sich nicht überlastet. Es geht auch nicht darum, übermäßige Kraftakte zu vollbringen, sondern maßvoll zu trainieren. In jedem Fall steht vor der Aufnahme des Trainings ein sportmedizinischer Check-up an. Hier sollten Sie einen Arzt wählen, der auf Sportmedizin spezialisiert ist. Er berät und informiert Sie ausführlich, welche Art der Bewegung gesund ist und welche Sportart am besten zu Ihnen und Ihrer chronischen Erkrankung passt.

Fitness fürs Herz

Bei Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen kann moderates Ausdauertraining den Blutdruck auf natürlichem Weg deutlich senken – ganz ohne medikamentöse Nebenwirkungen. Ausdauersportarten sind beispielsweise Radfahren, Wandern, Nordic Walking oder Schwimmen. Auch überhöhte Blutfettwerte werden gesenkt. Regelmäßige körperliche Betätigung reduziert den LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes“ Cholesterin). Zusätzlich kommt es zu einem Anstieg des "guten" Cholesterins, des HDL-Cholesterins. Körperliche Aktivität verbessert so das Verhältnis zwischen gutem und schlechtem Cholesterin und kann damit sowohl einer Entstehung als auch einem Fortschreiten der Arteriosklerose vorbeugen.

Zudem verbessern sich die Fließeigenschaften des Blutes und es fließt leichter durch die Adern. Insgesamt sinkt so das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose). Bei Menschen, die bereits unter einer Arteriosklerose leiden, verbessert Sport die Elastizität der Gefäße und senkt so das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Selbst für Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, ist Sport ein entscheidendes Mittel, um sich zu erholen. Ein behutsames Training unter ärztlicher Aufsicht (z.B. in den bekannten Koronarsportgruppen) verbessert die Leistung eines angegriffenen Herzens wieder.

Regenerationskraft des Gehirns anregen

Auch Schlaganfallpatienten, die mit Lähmungserscheinungen zu kämpfen haben, sollten möglichst früh beginnen, die betroffenen Gliedmaßen gezielt zu trainieren. Die ersten Tage, Wochen und Monate nach dem Schlag stellen die Weichen dafür, in welchem Maße sich das Gehirn erholt und so die Kontrolle über die lahmgelegten Köperpartien zurückerlangt. Ein möglicher Therapieansatz ist dabei die Forced Use-Therapie. Dabei wird während einer zweiwöchigen Intensivtherapie der gesunde Arm weitgehend mit einer Schiene ruhiggestellt. Der Patient muss alle Alltagsdinge mit der teilgelähmten Hand erledigen. So lernt er, den kranken Arm langfristig verstärkt im Alltag einzusetzen.

Ein entscheidender Impuls für die Regenerationskraft des Gehirns ist die Schwerkraft, wie Ärzte in allen neurologischen Rehabilitationskliniken wissen. Das Hirn spürt, ob der Körper liegt oder steht. Kann der Körper, notfalls mit verschiedenen Hilfsmitteln, in die Senkrechte gebracht werden, begünstigt dies den Heilungsverlauf.

Mann in Sportkleidung mit Kopfhörern joggt über eine Straße

Asthma - Sport für mehr Lungenkraft

Asthmakranke haben meist Angst davor Sport zu treiben, da eine größere körperliche Belastung einen Asthmaanfall auslösen kann. Die Anstrengung führt zu einer Kettenreaktion verschiedener krankhafter Vorgänge im Körper. Die Atemwege verengen sich und es kann zu Atemnot kommen. Sie verstärkt sich und verschwindet nicht gleich von alleine wieder, wenn man die Anstrengung stoppt. Mehr als die Hälfte aller Asthmapatienten leiden unter diesem Anstrengungsasthma.

Für sie ist Sport allerdings besonders wichtig – nur durch gezieltes Training kann die Lungenfunktion erheblich verbessert und die Belastungsschwelle, bei der eine Attacke auftritt, angehoben werden. Empfohlene Sportarten sind Schwimmen, Joggen, Radfahren oder schnelles Gehen ("Walking"). Der Erfolg kann erheblich sein. So gibt es sogar unter Hochleistungssportlern Menschen, die asthmakrank sind. Voraussetzung ist allerdings, dass das Asthma konsequent und systematisch behandelt und kontrolliert wird. Es gibt noch einen anderen Aspekt: Vor allem bei Kindern sind sportliche Erlebnisse und körperliche Belastungen für die seelische und körperliche Entwicklung wichtig. Und die motorische Geschicklichkeit kommt hauptsächlich mit der Übung.

Ein regelmäßiges, maßgeschneidertes Training eignet sich auch für Menschen mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Mit einem speziellen Lungensport-Programm können Betroffene ihre Muskelkraft nach einem individuellen Trainingsplan wieder steigern und Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination verbessern. Gleichzeitig lernen sie unter Anleitung eine entspannte und ökonomischere Atemtechnik. Die wieder gewonnene Fitness, und das zählt bei COPD-Kranken besonders, bringt neues Selbstvertrauen und Mut. Inzwischen empfehlen die ärztlichen Fachgesellschaften, den Lungensport schon zu beginnen, bevor die Schwere der Krankheit die Lebensqualität erheblich einschränkt.

Weitere Informationen rund um die Lunge finden Sie in der Themenwelt Besser Atmen.

Diabetes - Dem Zucker davonlaufen

Vor allem für Typ-2-Diabetiker ist Sport eine wichtige Sache, denn für sie bedeutet der Sport gleichzeitig Therapie. Gesünder essen, sich mehr bewegen, Übergewicht abbauen das sind die wichtigsten Grundregeln für einen Typ-2-Diabetiker. Sport erhöht die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen und überhöhte Blutzuckerwerte werden gesenkt und stabilisiert. In manchen Fällen lassen sich durch regelmäßige Bewegung sogar die Medikamente reduzieren oder absetzen.

Dennoch gibt es Einschränkungen: Leidet ein Typ-2-Diabetiker beispielsweise am diabetischen Fußsyndrom (diabetische Neuropathie), sollte er auf extremes Joggen verzichten. Er belastet die Füße zu stark und bemerkt kleine Verletzungen nicht. Schwimmen, leichtes Wandern oder Radfahren sind aber in jedem Falle empfehlenswert. Ganz pauschal gilt für Typ-2-Diabetiker: Hauptsache Bewegung!

Vom allgemeinen positiven Kick von Sport für die Gesundheit profitieren auch Typ-1-Diabetiker. Allerdings müssen sie ihre Insulin- und Zuckerzufuhr vorher genau auf die körperliche Aktivität abstimmen, sonst droht eine gefährliche Unterzuckerung. Deshalb raten ihnen Sportmediziner und Diabetologen beim Sport immer einen kleinen Vorrat an Traubenzucker dabei zu haben, falls der Blutzucker spürbar absinkt.

Die Themenwelt Diabetes bietet Ihnen viele weitere Informationen.

Osteoporose – Starke Knochen und Gelenke

Besonders wichtig ist gezieltes körperliches Training für alle, denen der Bewegungsapparat Probleme bereitet. Bei Gelenk- und Rückenschmerzen, sogar bei Bandscheibenvorfällen baut ein gezieltes Krafttraining Muskeln auf, die die geschundenen Knochen, Knorpel, Muskeln und Bänder entlasten. Allerdings sollten die Übungen hier unbedingt unter fachkundiger Anleitung erfolgen, damit durch falsches Training kein zusätzlicher Schaden entsteht. Menschen, die unter Knochenschwund oder Osteoporose leiden, profitieren ebenfalls vom Sport, da sich mit dem Training die Knochendichte erhöht. Kontrahiert sich der Muskel beim Training, wird der Knochen an der Stelle gereizt, wo die Sehne befestigt ist. Aufgrund der erhöhten Belastung wird der Knochen dort verstärkt und die Knochendichte steigt.

Rheuma – Sport gegen die Starre

Körperliche Bewegung ist auch für Rheumapatienten wichtig. Tägliche Bewegung ist mittlerweile ein wichtiger Baustein der Rheumabehandlung. Eine gleichmäßige Belastung kann auch kranke Gelenke stärken. Wenn die Gelenke jedoch bereits sehr geschädigt sind, sollte zu intensives Training aber vermieden werden. Voraussetzung ist eine gut eingestellte Basistherapie. Geeignet sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Wandern. Allerdings sollten Rheumatiker die Übungen unter der Anleitung von Physiotherapeuten erlernen, damit sie auf falsche Bewegungsabläufe aufmerksam werden und sie korrigieren können.

Sport nach Transplantation

Sportliche Aktivitäten sind für Menschen nach einer Organtransplantation kein Tabu. Im Gegenteil: Es ist sogar wünschenswert, dass Transplantationspatienten auch körperlich aktiv sind und sich fit halten. Allerdings waren viele Patienten aufgrund ihrer Erkrankung vor der Transplantation nicht aktiv und müssen erst langsam wieder anfangen. Vor der sportlichen Betätigung sollten Sie sich in jedem Fall gründlich ärztlich untersuchen lassen und ein Gespräch mit einem Transplantationsmediziner führen. Er bespricht mit Ihnen, welche Sportart passt und in welcher Intensität Sie trainieren dürfen. Am besten eignen sich Ausdauersportarten wie Walking, Joggen oder Radfahren. Extreme Belastungen oder Sportarten mit Verletzungsgefahr wie beispielsweise Kampfsportarten sollten Sie vermeiden.

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Grundsätzlich gilt jedoch: Sport ist gesund und auch Transplantierte sollten ihn möglichst unbeschwert betreiben.

Depression - Training fürs Gemüt

Neben all dem körperlichen Nutzen, den viele Kranke von einem gezielten Training haben, gibt es einen weiteren nicht zu unterschätzenden Gewinn: die positive Auswirkung auf die Stimmung, und die ist erheblich. So kann körperliche Aktivität von negativen Gedanken ablenken. Untersuchungen zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen ebenso wirksam hilft wie ein Medikament.

Diesen natürlichen Stimmungsaufheller können auch andere Kranke gut gebrauchen – denn jede Krankheit belastet natürlich die Seele. Das gilt selbst für Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen wie beispielsweise Krebspatienten, deren Lebensqualität durch Sport erheblich steigt. Regelmäßiges, nicht zu belastendes Training stärkt überdies das Immunsystem.

Allgemeine Tipps

Insgesamt gilt, dass sich jeder Mensch mit einer chronischen Erkrankung einer ärztlichen Untersuchung unterziehen sollte, bevor er die sportliche Aktivität aufnimmt. Sprechen Sie mit einem Spezialisten und lassen Sie sich ausführlich informieren und beraten. Finden Sie gemeinsam heraus, welche Sportart für Sie geeignet ist und welches Maß das Richtige ist. Sport ist ein wissenschaftlich anerkannter Therapiebaustein. Deshalb sollten Sie mit dem Sport langsam und frühzeitig beginnen – und nicht erst dann, wenn die Leistungsfähigkeit durch die Erkrankung schon extrem eingeschränkt ist.

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